Veganer Ferkelschützer

Jürgen Foß’ (Foto) wichtigste Waffe als Lobbyist ist die Videokamera: Der Vorsitzende der Tierrechtsorganisation Animal Rights Watch (Ariwa) dringt nachts in Ställe ein, installiert versteckte Kameras und filmt so, wie Tiere in der Agrarindustrie leiden. Diese Woche zeigte die ARD Ariwa-Videos von Landwirten, die überzählige Ferkel durch Aufschlagen an Wand oder Boden töteten. Daraufhin mussten sich Agrarminister, Staatsanwälte und Veterinärbehörden mit Tierquälerei in der Sauenhaltung befassen.

Vor allem aber wird vielen Menschen bewusst, wie das Fleisch produziert wird, das sie essen. Das ist ein Schritt auf dem Weg zu Foß’ Ziel: „Wir sollten grundsätzlich von einer Ernährung aus Tierischem wegkommen“, sagt der 50-Jährige, der nach eigenen Angaben weder Milch- und Fleischprodukte isst noch Schuhe oder Gürtel aus Leder trägt. So will er Leid von Tieren verhindern.

Dafür kämpft der Veganer mit seinen verdeckten Recherchen unter anderem in der Bio-Geflügelhaltung. Oder mit Veranstaltungen wie dem „Vegan Street Day“. Foß ist aber auch zu persönlichen Konflikten bereit: Als er noch Geschäftsführer des Tierschutzvereins Siegen war, wollte er nicht akzeptieren, dass zu einer Weihnachtsfeier eine Schlachtplatte bestellt wurde. „Ich bin aufgestanden und gegangen“, erzählt Foß. Der Streit um die Frage Veganismus Ja oder Nein eskalierte so weit, dass er 2004 aus dem Verein ausgeschlossen wurde.

Ums Geld gehe es ihm bei seinem Engagement nicht, sagt Foß. Er bekomme keine Entlohnung von Ariwa, einem vom Finanzamt als gemeinnützig anerkannten Verein mit etwa 100.000 Euro Jahresbudget. Und wie verdient der Veganer dann seinen Lebensunterhalt? „Als Diplomphysiker in der IT-Security-Branche.“ JOST MAURIN