Gaddafi will als Märtyrer sterben

LIBYEN Diktator lehnt Rücktritt ab. Protestie-rende seien „krank“

TRIPOLIS/BERLIN rtr/dapd/taz | Der libysche Diktatur Muammar al-Gaddafi lehnt einen Rücktritt strikt ab. In einer Fernsehansprache sagte er gestern: „Ich bin kein Präsident, der zurücktreten kann. Ich werde als Märtyrer sterben wie meine Großväter.“ Dabei schrie er vor Wut. Zu dem Aufstand sagte er, eine kleine Gruppe von jungen Leuten, denen man Tabletten gegeben habe, attackierten die Polizeiwachen „wie die Ratten“. Diese Leute seien krank. Für den heutigen Mittwoch rief Gaddafi seine Anhänger zu Demonstrationen auf.

Bereits in der Nacht zuvor hatte sich Gaddafi öffentlich zu Wort gemeldet. In einem bizarren TV-Auftritt zeigte er sich in einem Auto mit aufgespanntem Regenschirm. „Ich bin hier, um zu zeigen, dass ich in Tripolis bin und nicht in Venezuela“, erklärte er.

Berichten zufolge soll Gaddafi mit brutalen Militäreinsätzen in der Hauptstadt Tripolis die Kontrolle wiedererlangt haben. Allein am Montag sollen dabei mehrere hundert Menschen getötet worden sein. Im Osten des Landes ist die Macht des Diktators dagegen gebrochen. Die Berichte aus der Region waren widersprüchlich: Während einige Augenzeugen dort von stabilen Verhältnissen sprachen, erzählten andere, dort herrschten marodierende Banden.

Der UN-Sicherheitsrat kam gestern Nachmittag in New York zu einer Krisensitzung zusammen, nachdem der Vizebotschafter Libyens bei der UNO dem Gaddafi-Regime „Völkermord“ vorgeworfen hatte. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sagte: „Ich habe sehr verstörende und schockierende Szenen gesehen, in denen libysche Autoritäten von Kampfflugzeugen und Hubschraubern auf Demonstranten schießen. Dies ist inakzeptabel.“

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