„Neue Form von Wucher“

Verbraucherschützer fordern Maßnahmen gegen teure Versicherungen bei Krediten

BERLIN taz ■ Der Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv) hat die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen (BaFin) aufgefordert, bei Verbraucherkrediten den systematischen Abschluss von Ratenkrediten und Kreditausfallversicherungen zu unterbinden.

200 eidesstattliche Erklärungen hatten die Verbraucherschützer gestern in Berlin mit im Gepäck, als sie schwere Vorwürfe gegen verschiedene Banken erhoben. 200 Fälle, die belegen, dass viele Banken Kredite nur zusammen mit einer Restschuldversicherung verkaufen. Dadurch steigen die effektiven Kreditkosten stark an.

„Diese Kopplung ist eine neue Form von Kreditwucher“, sagte Edda Müller, Verbandschefin der Verbraucherzentralen. Scharfe Kritik äußerte sie vor allem daran, dass einige Banken den Abschluss dieser Versicherungen, die im Todesfall oder bei Arbeitslosigkeit einspringen sollen, zur Bedingung für den Kredit machen – teils durch die Blume, teils ganz offen. 95 Prozent der Verbraucher gaben an, ihnen sei nicht gesagt worden, dass eine solche Versicherung freiwillig sei. In der Regel würden die Versicherungen über eine Einmalzahlung finanziert, die auf die Kreditsumme aufgeschlagen wird. „So werden die Kreditkosten dramatisch in die Höhe getrieben“, sagte Müller.

Bei einer solchen Kopplung sei vorgeschrieben, die Versicherungskosten im Effektivzins auszuweisen, der dann statt im Schnitt mit 12,8 mit 24,25 Prozent angegeben werden müsse, sagte vzbv-Experte Arno Gottschalk gestern. Doch das scheint nicht immer der Fall zu sein. Bei der Untersuchung der eidesstattlichen Versicherungen fielen dem Verband vor allem die Citibank, die Santander Consumer Bank und die Hypovereinsbank negativ auf.

„Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht muss unbedingt einschreiten und darf sich nicht länger auf das Abwiegeln der Banken verlassen“, forderte Edda Müller gestern. Beim Abschluss von Kreditverträgen gehe es vor allem um hohe Provisionen. Sie forderte die Politik auf, rechtlich festzulegen, dass Provisionen offengelegt werden müssen. Zudem sollte eine Obergrenze für den Effektivzins festgelegt werden.

Der Bankenfachverband, in dem die kreditgebenden Banken organisiert sind, wies die Vorwürfe der Verbraucherzentrale in einer Stellungnahme zurück. Die Studie sei nicht repräsentativ und verdrehe die Realität der Kreditvergabe. Zudem seien Restschuldversicherungen oft notwendig. SVEN KULKA