OFF-KINO
: Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

Eine Reihe mit Ingrid-Bergman-Filmen präsentiert das Lichtblick-Kino: Neben „Casablanca“ gibt es dort beispielsweise die amüsante Komödie „Indiskret“ (1958) zu sehen, in der Regisseur Stanley Donen leicht frivole Experimente mit dem Splitscreen-Verfahren anstellt: Während Ingrid und Cary Grant in getrennten Zimmern in ihren Betten liegen und miteinander telefonieren, bewegen sie sich – ganz unschuldig natürlich – derart, dass man glauben könnte, sie lägen im selben Bett. Weniger fröhlich geht es hingegen in „Lieben Sie Brahms?“ (1960) zu, einer Verfilmung von Françoise Sagans gleichnamigem Roman durch Anatole Litvak. Da geht es um die oberflächliche Schickimickiwelt voller Dior-Kleider, flotter Sportwagen und angesagter Nachtlokale und um die Angst der Protagonisten vor dem Alter: Die 40-jährige Innenarchitektin Paula (Bergman) fühlt sich von ihrem Geliebten Roger (Yves Montand) vernachlässigt, denn dieser hat immer wieder kurzlebige Affären mit jungen Mädchen, von denen er glaubt, sie würden auch ihn jung erhalten. Paula hingegen hält sich mit dem 25-jährigen Philippe (Anthony Perkins) schadlos, und schon ist das Melodram um Leute, die alle nicht wirklich wissen, was sie wollen, perfekt. („Casablanca“, 26. 2., „Indiskret“, 28. 2., „Lieben Sie Brahms?“, 2. 3., Lichtblick)

Die Geschichte von „Daikon to ninjin“ (1964) stammt noch vom 1963 verstorbenen Yasujiro Ozu, doch stilistisch weist der Film von Minoru Shibuya keine Ähnlichkeiten mit jenen des Großmeisters des japanischen Kinos auf. Stattdessen sieht man hier ziemlich viele betrunkene Männer, die sich andauernd gegenseitig anschreien – was für unsere Augen und Ohren etwas gewöhnungsbedürftig ist und sich wohl vor allem mit dem sozialen Druck in Japan erklären lässt und der Notwendigkeit, immer das Gesicht zu bewahren. Da wird die Trunkenheit dann zu einem akzeptierten Ausbruch aus diesem Verhaltensmuster, Karaoke ist ja auch ein ähnliches Phänomen. Der Film oszilliert irgendwo zwischen Farce, Melodram und Sozialsatire: Ein leitender Angestellter (Chishu Ryu), verheiratet und Vater von vier erwachsenen Töchtern, verschwindet eines Tages für einige Tage spurlos; Shibuya schildert sowohl seine abstrusen, fast slapstickartigen Erlebnisse in der Halbwelt der japanischen Millionenstadt Osaka als auch – deutlich wichtiger im Gesamtgefüge der Geschichte – die subtilen Veränderungen im Familiengefüge, die sich aus der Abwesenheit des sich sonst als gedankenloser Pascha aufführenden Ehemanns und Vaters ergeben. Als er wiederauftaucht, ist die Freude eigentlich nur mäßig. (OmenglU, 28. 2. Arsenal 1)

Ein kleiner Orang-Utan, eine Geige und die zauberhafte Wirkung der Musik: Nach einer Buchvorlage von Hans de Beer und Serena Romanelli bieten die Regisseure Ute von Münchow-Pohl und Thilo Graf Rothkirch mit „Kleiner Dodo“ (2007) ein klassisches Zeichentrick-Entertainment für kleine Kinder. Liebenswerte Figuren in einem Spiel um Freundschaft und die Abwehr einer Bedrohung der Dschungelgemeinschaft. (27. 2., Arsenal) LARS PENNING