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: Kosmopoliten wider Willen

Doerry und Zucht porträtieren diejenigen, die durch glückliche Zufälle den Holocaust überlebten

In einigen Jahren werden nur noch Historiker und Nachfahren erzählen können, was es hieß, als Jude in Nazideutschland zu leben. Eine Ausstellung mit 60 Porträtfotos erzählt nun die Geschichten von Überlebenden des Holocaust und versucht, die Erinnerung der Zeitzeugen zu bewahren.

Der Historiker und stellvertretende Spiegel-Chefredakteur Martin Doerry und die Fotografin Monika Zucht reisten in den vergangenen Jahren quer durch Europa und Amerika und sprachen mit 24 Persönlichkeiten, die meisten von ihnen Schriftsteller, Geisteswissenschaftler und Publizisten. Unter den Porträtierten sind die Nobelpreisträger Imre Kertész und Elie Wiesel, der über 90-jährige Berliner Galerist Heinz Berggruen und die Prager Schriftstellerin Lenka Reinerová. Bei allen Unterschiedlichkeiten ihrer Lebenswege haben sie eins gemeinsam: Alle waren Opfer rassischer Verfolgung und es gelang ihnen allen, die Shoah zu überleben.

Aus den Gesprächen Doerrys und den Fotografien Zuchts entstanden das Buch „Nirgendwo und überall zu Haus – Gespräche mit Überlebenden des Holocaust“ (DVA, 263 Seiten, € 39,90) und die gleichnamige Fotografieausstellung. Die großformatigen Schwarz-Weiß-Porträts sind von heute an für drei Wochen im „Haus der Photographie“ in den Deichtorhallen zu sehen. Eintritt: 7 Euro.

Ilka Kreutzträger