beinahe-amoklauf
: Auf Glück gesetzt

Es ist noch mal gutgegangen, dieses Mal. Kein Messerlauf an der Schule, keine verletzten LehrerInnen und Kinder, kein Blutbad im Klassenzimmer. Niemand weiß, ob der Schüler aus Walle seine Drohungen wirklich ernst gemeint hat. Und ob er wirklich ernst gemacht hätte. Glück gehabt? Vielleicht.

Kommentar von Armin Simon

Dafür hat der Waller Beinahe-Amok wieder einmal deutlich gezeigt, wie weit beim Thema „Kindeswohl“ Anspruch und Wirklichkeit auseinander klaffen. Da betreut das Jugendamt eine Familie, deren Kind vom Unterricht suspendiert wird. Weil es dort zu viel Terror macht. Die Schule spricht von „letztem Hilferuf“. Und nichts passiert.

Da klagen Schulleiter und Lehrer über immer mehr schwer verhaltensgestörte Kinder, deren Betreuung allein an den Schulen hängen bleibt – weil es außerhalb derer so gut wie keine Betreuungsangebote gibt, schon gar nicht im Stadtteil und für Mädchen sogar gar keine. SchulleiterInnen setzen sich zusammen und machen Vorschläge, wie Abhilfe zu schaffen wäre. Doch die Ideen verschwinden in den Schubladen der Behörden.

„Geld spielt keine Rolle“, hat Bürgermeister Jens Böhrnsen (SPD) vollmundig versprochen, als Kritik am Hilfesystem für Kinder und Jugendliche laut wurde. Zweifel sind angebracht.