Aus dem Bauch des Großen Vorsitzenden

Ein Mitglied des „Küchenkabinetts“ des Klinikums Ost erläutert Erhellendes zur „inneren Führung“

„Das Klinikum Ost wurde wie eine Weihnachtsgans ausgenommen.“ Retrospektiv lässt Dieter Uckena, Chefarzt der dortigen Lungenklinik, kein gutes Haar an Andreas Lindner – der als Geschäftsführer das Tranchiermesser in der Hand hatte. Dabei galt gerade Uckena als Lindners Vertrauensmann. Der akademisch distinguierte Chefarzt, der – nach eigenem Bekunden gestern vor dem parlamentarischen Untersuchungsausschuss der Bürgerschaft – mit den allerwenigsten Kollegen per Du ist, ließ sich Dieter nennen, allerdings „auf rein beruflicher Basis“.

Uckenas Lungenklinik sollte das „Kompetenzzentrum“ in Ost werden. Uckena selbst rückte in die erweiterte Geschäftsführung auf und nahm – in Gegensatz zum ärztlichen Direktor Hans Haack – an den täglichen Frühbesprechungen mit Lindner und der Pflegedirektorin teil. „Sie waren also Mitglied des Küchenkabinetts?“, fragt die grüne Ausschuss-Vorsitzende Karoline Linnert. „In der Tat“ antwortet Uckena – um später von diesem Titel wieder abzurücken. Unbestritten blieb hingegen, dass Uckena als Nachfolger Haacks gehandelt wurde. Lindner und Uckena schienen das Team zu sein, das das Klinikum Ost nach vorne brachte.

Dann wurde es schwieriger: Wesentliche Klinik-Bestandteile sollten ins Klinikum Mitte verlagert werden. Frage: „Auf welchem Mist ist das gewachsen?“ „Der Bauch des Großen Vorsitzenden hat gesprochen“, orakelt Uckena. Gemeint ist Holding-Geschäftsführer Wolfgang Tissen, „der Boss schlechthin“. Nach dessen Abtritt habe auch Lindner „eine immer schlechtere Performance“ abgeliefert, Ostern 2006 sei es zum Bruch gekommen.

Entsprechend deutlich setzt er sich jetzt von Lindners Geschäftsideen ab. Von einigen habe er zwar gewusst, sie aber abgelehnt: Etwa den Aufbau der „Muslim-Blutbank“ oder die Zusammenarbeit mit Gaddafis „Arabischer Republik“ in Form der Fortbildung von libyschem Pflegepersonal. Das Vorhaben, „bekannte Patienten medial darzustellen“ – Lindner wollte Rudi Carrells Behandlung PR-mäßig nutzen – sei ihm hingegen unbekannt gewesen. Henning Bleyl