JOSEF WINKLER ÜBER WORTKLAUBEREIWER SOLL DENN NOCH IN DIE POLITIK GEHEN, WENN DA SO MIT MENSCHEN UMGEGANGEN WIRD? HM. EHRLICHE LEUTE VIELLEICHT?
: Sachverständige für Dreck am Stecken

Freitag David Denk Fernsehen Montag Anja Maier Blagen Dienstag Martin Unfried Ökosex Mittwoch Kübra Gümüsay Das Tuch Donnerstag Matthias Lohre Männer

Kommen Sie noch mit? In dieser Googleberg-Woche hat man so viel irres Zeug gehört und gelesen, man weiß gar nicht, wo anfangen. Noch mal in Zusammenfassung: Wir haben einen Bundesminister, der offensichtlich eines Betrugs überführt ist, den er beging, um sich persönlichen Vorteil zu verschaffen, und zwar nicht „früher“, als er jung und dumm war, sondern jetzt vor Kurzem, während er seine politische Karriere anschob. Punkt. Hier müsste ja eigentlich die Diskussion enden. Stattdessen ufert sie aus.

Hilfe zum Überblick bot „Anne Will“, wo am Sonntag eine Auswahl der idiotischsten und verlogensten Haltungen zum Thema zur Sprache kam, aus berufenen Mündern. Da war zum einen – und warum der Intelligenz und dem Anstand eines TV-Publikums die dann auch noch zugemutet werden muss, ist fragwürdig – Monika Hohlmeier, als Strauß-Tochter und mehrfach zurückgetretene Skandalpolitikerin offenbar Sachverständige für Dreck am Stecken. Und BINGO!, bereits der erste Satz, den sie sagt, ist faktisch falsch. Guttenberg habe sich in seiner Erklärung vom Freitag doch „ausdrücklich entschuldigt“. Das hat er natürlich gerade NICHT getan, wie auch weithin angemerkt wurde, aber die Hohlmeier-Strategie ist klar guttenbergesk: auf der Hand liegende Tatsachen negieren, Gegenbehauptung raushauen und darauf bauen, dass alle einen an der Klatsche haben und sie schlucken. Sie wirft die Frage auf, wer „denn überhaupt noch in die Politik gehen soll, wenn man so mit Menschen umgeht“, und schwenkt dann auf die Linie jener CSUler, die es für ein Argument halten, dass die Enthüllung des Guttenberg-Plagiats „aus linken Kreisen“ kam. Ja, und wenn die Nasenbären im Tierpark Hellabrunn den Beschiss entdeckt hätten, dann käme die Enthüllung eben aus Münchner Nasenbärkreisen. Und?

Ferner saß da die goldbraungebrannte Bild-Schranze Dieter Wedel, für den ein Doktortitel so etwas ist wie eine Solarstudiobräune – etwas, das man sich eben zulegt, wenn man geiler rüberkommen will, womit er applausheischend kokettiert. „Wenn ich von Wedel geheißen hätte, hätt ich doch nie einen Doktor gemacht!“ Haha. Herrlich. Guttenberg habe ja „einen ganz unnötigen Fehler gemacht“, wundert sich Wedel. „Er hätte diesen Titel nicht gebraucht, er hätte auch ohne ihn Karriere gemacht.“ Genau. Nach dieser Logik könnte zum Beispiel der Dr. Wedel kistenweise Bräunungscreme klauen und ungestraft bleiben, weil: Er hätte sie ja gar nicht mehr gebraucht. Und dann war da noch die scheints grenzsenile Alice Schwarzer, die sich im Herbst ihrer Wichtigkeit nur noch dadurch interessant halten kann, dass sie sich „provokant“ mit ihren einstigen Feinden gemein macht. Sie schäkert mit der Hohlmeier und versucht wiederholt, das Gespräch eitel schwätzend auf das ihrer Meinung nach eigentlich interessante Thema, die „Titelsucht“ der spießigen Deutschen, zu lenken.

Am Ende des Abends – und am Ende der Woche – hat man immer noch einen Bundesminister, der des Betrugs überführt ist. Und ja, es gibt größere Probleme. Drum schmeißt jetzt den Typen endlich raus, damit wir uns denen wieder zuwenden können.