Ein neuer Siebzehnjähriger auf dem Court

TENNIS Alexander Zverev scheidet am Hamburger Rothenbaum erst im Halbfinale aus. Er gilt als die große Hoffnung des deutschen Tennis. Doch Vergleiche mit Boris Becker verbieten sich

HAMBURG | Aus den Tiefen der Weltrangliste hat er sich schnell auf beachtliches Terrain vorgearbeitet, die Tennishoffnung Alexander Zverev. Von der 800er-Marke bis etwa auf Rang 160 nach seinem bestaunten Siegeslauf am Hamburger Rothenbaum, der am Samstag erst im Habfinale endete.

Doch wie weit der Weg noch ist, hat Zverev im Halbfinale gegen den ausgebufften David Ferrer zu spüren bekommen, es war allerdings eine hilfreiche Lehrstunde nicht nur für den Hamburger selbst, sondern auch für manche aus dem Medienpulk, die schon wieder Schlagzeilen vom neuen Becker produzierten.

Festzuhalten bleibt allerdings auch dies: Zverev verfügt in vielerlei Hinsicht über eine Mentalität, die ihn abhebt und unterscheidet von Generationsgenossen auch im internationalen Vergleich. Zverev kennt keine Probleme, vor großem Publikum sein bestes Tennis abzurufen, er liebt diese Bühne, fühlt sich wohl auf dem Centre Court. Dass er seine besten Ergebnisse nun beim Challenger-Turnier in Braunschweig und am Rothenbaum ins Arbeitszeugnis schrieb, ist ein höchst erfreuliches Zeichen, wie ambitioniert er gerade in Heimspielen ans Handwerk geht.

Zverev ist der jüngere der beiden Brüder aus einer tennisverrückten Familie. Nach seinem Australian-Open-Juniorensieg entschied er sich bereits für die Karriere im Erwachsenentennis, dabei entspricht das nicht dem heutzutage üblichen Verlaufsmuster von Karrieren. Und es war auch ein hohes persönliches Risiko für den zu Saisonbeginn noch 16-Jährigen.

Doch Zverev hat nicht nur ein bemerkenswertes Urvertrauen in die eigenen Fähigkeiten, sondern auch eine Unbekümmertheit, sich den vor ihm liegenden Aufgaben zu stellen. Wo andere zaudern, geht er voran – auch auf die Gefahr hin, die unvermeidlichen Rückschläge zu erleiden. Bisher aber hat er noch immer aus diesen Enttäuschungen und Niederlagen gelernt. Das wird auch für das Gastspiel am Rothenbaum gelten, so schön es auch war. JÖRG ALLMEROTH