Tim Caspar Boehme hört auf den Sound der Stadt

Singen befreit, besonders im Club, wo eigentlich mehr getanzt wird, als dass man sich in Stimmbandvibrieren ergeht. „Keep Singing“ nennt das Horst Krzbrg seinen Labelabend am Freitag mit Künstlern des Hauses Dial. Neben dem experimentellen House-Melancholiker John Roberts werden sich Dial-Veteran Pawel und der leicht exzentrische Kollege Christian Naujoks die Ehre geben. Wie viel im Einzelnen gesungen wird, bleibt abzuwarten. Am Samstag kann man dann im HBC den Berliner Singer-Songwriter Noël bei der Präsentation seines zweiten Albums „Lost Neighbourhood“ begleiten. Bestimmende Themen seiner Texte sind die Gentrifizierung in der Hauptstadt und der Abschied vom Ostberlin der Neunziger. Einen ebenfalls abhandengekommenen Berliner Komponisten macht am Sonntag die Kammersymphonie Berlin wieder zugänglich: Ernst Toch musste in den Dreißigern als „entarteter Musiker“ emigrieren, geblieben ist allenfalls seine „Fuge aus der Geographie“. Jetzt stellt die Kammersymphonie zur Feier ihres zwanzigjährigen Bestehens unter anderem Tochs „Sinfonietta für Streicher“ vor. Im Unterschied dazu erfreuen sich Hercules and Love Affair mit ihrem zweiten Album gegenwärtig größter medialer Aufmerksamkeit. Das Projekt um den Produzenten Andrew Butler hat seit seinem gefeierten ersten Album einige Neubesetzungen an der Sängerfront erfahren und leichte stilistische Wandlungen von Siebziger-Disco in Richtung House der Achtziger und Neunziger vorgenommen. So tritt man auch nicht mehr als Band auf, sondern gestaltet die Konzerte mehr im Stile eines DJ-Sets, der gleichwohl live und mit wechselnden Gesangsparts durchchoreografiert ist. Das Berghain, wo das Quintett am Donnerstag gastiert, bietet für dieses Live-Konzept den passenden Clubrahmen.

■ „Keep Singing“: Horst Krzbrg, Fr, 23 Uhr. 8 Euro

■ Noël & Last Century Band: HBC, Sa, 20 Uhr. 8 Euro

■ Kammersymph. Berlin: Philharmonie, So, 18 Uhr. Ab 16,50 Euro

■ Hercules and Love Affair, Berghain, Do, 21 Uhr. 24 Euro