… DER COFFEE TO GO?
: Viel Müll

Im taz-Café an der Rudi-Dutschke-Straße gibt es köstlichen, fairen Kaffee der hauseigenen Marke „tazpresso“ – als cremigen Cappuccino, schaumigen Latte macchiato oder ganz ohne Sperenzchen. Auf Wunsch auch „to go“ im schwarzen Pappbecher mit ©TOM-Strip. Und?

Und dann klebt da ein weiß-rot-schwarzer Sticker draußen am Fenster neben dem Eingang. Darauf: ein Kaffeepappbecher. Text: „Müll zum Mitnehmen … Coffee to go? Trash to take away!“ Tja. Kalt erwischt.

Mit ein bisschen Geschick kann man die Aufkleberkampagne und ihre Urheberin ergoogeln. Julia Jarô Oberer ist Schweizerin, Fotokünstlerin und Umweltaktivistin, unter anderem. Am Telefon sagt sie: „Der Einwegwahnsinn geht mir schon lange auf den Keks.“

Vor zwei Jahren habe sie die Idee mit den Stickern gehabt. Dann musste sie Geldgeber für den Druck suchen – und jemanden, der Aufkleber auf Recyclingpapier druckt. Da ist sie konsequent und nicht ohne Grund: „Manche Leute haben meine Aktion kritisiert, weil ja Aufkleber auch Müll machen.“ Sie wolle aber Bewusstsein schaffen, und „da stimmt die Relation von Ressourcen und Wirkung“.

Publik gemacht hat sie ihr Projekt über die Kampagnen-Plattform greenaction.de. „Fünf Minuten ‚Kaffeegenuss‘ entsprechen 10 Gramm Müll“, rechnet sie da vor. Und bittet um Hilfe, ihre Sticker „im deutschsprachigen Raum“ zu verteilen. Ein paar tausend sind es geworden. Sie versendet sie auf Anfrage und gegen Spende, wer kein Geld hat, kriegt sie auch so.

Jarô Oberer hat also den Aufruf nicht selbst ans taz-Café gepappt. Sie hat auch nicht dazu aufgefordert. Auf der Website schreibt sie: „Macht euch bitte zu den rechtlichen Gegebenheiten bezüglich Aufklebern im öffentlichen Raum schlau.“ Die Sticker seien übrigens leicht ablösbar.

Und nun? Irgendwie stimmt das ja mit dem Müllwahn. Aber wir wollen doch auch leckeren tazpresso verkaufen. Kompromisse müssen her. Zum Beispiel: Pappbecher spülen und wiederbefüllen. Eine echte ©TOM-Tasse im tazshop erwerben. Oder einfach den Kaffee indoor schlürfen: Coffee to sit. Das Speisenangebot im taz-Café ist übrigens auch vorzüglich. CLP Bild: Archiv