Marnette macht aus Kupferberg Gold

Die Norddeutsche Affinerie – einer der größten Gold- und Silberproduzenten Europas – hat im vergangenen Jahr trotz hoher Strompreise gut verdient. Damit das auch so bleibt, will sie jetzt ein eigenes Müllkraftwerk bauen

Die Norddeutsche Affinerie (NA) hat es verstanden, von der gewaltigen Nachfrage nach Kupfer zu profitieren. Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2005/ 2006 steigerte sie ihren Gewinn vor Abzug der Steuern von 90 auf 103 Millionen Euro. Mit der nebenbei anfallenden, jeweils zweistellig gestiegenen Produktion von Silber auf 985 Tonnen und Gold auf 36 Tonnen gehöre die Affi zu den größten Produzenten Europas, sagte der Vorstandsvorsitzende Werner Marnette.

Er kündigte an, dass die Affi trotz weiter steigender Stromkosten wieder einen Gewinn in der gleichen Größenordnung anpeile. Bis 2009 will Marnette das Problem der hohen Stromkosten durch ein Müllkraftwerk auf dem Werksgelände gelöst haben.

Wie berichtet, will die Affi dieses „Ersatzbrennstoffkraftwerk“ fifty-fifty zusammen mit der Stadtreinigung (HSR) betreiben. Die NA würde zwar Marktpreise für den Müllstrom bezahlen, mit dem Gewinn aus dem Kraftwerk aber einen Teil der eigenen Stromrechnung bezahlen. Das Kraftwerk sei besonders profitabel, weil es für die Müllverbrennung Gebühren erheben könne.

Die Belastung der Affi durch die Strompreise illustrierte Marnette an drei Zahlen: Im Geschäftsjahr 2002/2003 habe sein Unternehmen 19 Millionen Euro für Strom ausgeben müssen, im abgelaufenen Jahr 27 Millionen, im kommenden 43 Millionen. Das Müllkraftwerk werde die Stromrechnung halbieren.

Gerüchte, das Kraftwerk werde viel mehr Schadstoffe in die Luft pusten als vergleichbare Anlagen, tat Marnette ab. Diese würden von interessierter Seite gestreut. „Dass es Widerstand geben würde, war klar“, sagte der Vorstandsvorsitzende. Vom gefährlichen Dioxin werde das Kraftwerk nur 0,02 Nanogramm pro Kubikmeter Abgas ausstoßen. Der Grenzwert liegt bei 0,1 Nanogramm. Die bestehenden Anlagen in der Borsigstraße und am Rugenberger Damm wurden mit 0,05 Nanogramm genehmigt. Die Müllverbrennungsanlage in Stapelfeld stößt 0,001 Nanogramm aus. Gernot Knödler