Mit Schwertern und Filmpreisen

Nordmedia, die niedersächsisch-bremische Film- und Medienfördergesellschaft, war im vergangenen Jahr um Besserung bemüht: Statt auf Adipositas-TV hat man auf Qualitätsfilme gesetzt – und das chinesische Staatsfernsehen an die Weser gelockt

Beowulf ist noch nicht fertig. Aber es wird bestimmt kein Killer-Game. Zugegeben: Rein technologisch könnte es die Grundlage für künftige Brutalo-Daddeleien liefern, weil es laut Produktions-Rapport „das erste Spiel“ ist, das den „mittelalterlichen Schwertkampf authentisch simuliert“. Aber, so heißt es weiter, sogar in der digital-animierten heidnischen Welt kann das Schwert „nicht alle Hindernisse überwinden“.

Nicht alle, das ist gut zu wissen. Denn die Entwicklung des Computerspiels wird mit öffentlichen Mitteln gefördert – durch die Nordmedia-GmbH, deren Gesellschafter die Länder Bremen und Niedersachsen sind. Beide Regierungen wollen gewaltverherrlichende Spiele doch auf den Index setzen. Sachen erst fördern und sie dann verbieten – das wirkt stets komisch. Aber die Mediengesellschaft, die den Bereich Gaming „ausbauen“ und „in erster Linie als Wirtschaftsförderung“ betreiben will, achtet – „selbstverständlich!“ – auf „den kulturellen Wert“. Das unterstrich Geschäftsführer Thomas Schäffer gestern bei der Vorstellung der Jahresbilanz.

Die fällt nach Eigendarstellung „sehr positiv“ aus – in beiden Bereichen: Da ist einerseits das weite Feld der elektronischen Medien, andererseits, bekannter, die Filmförderung. Gerade hier hatte sich die Nordmedia in den Vorjahren heftige Schelte verdient: Viele Entscheidungen fielen unter die Rubrik „zweifelhaft“, so auch jene zugunsten der TV-Serie „Royalty“, die journalistisch stets das Niveau der Referenzpublikationen Gala, Bunte und Neue Post erreichte. Dass so etwas bezuschusst, zudem für Berlinale-Empfänge der Fördertopf angezapft, aber gleichzeitig Filmfestivals der Geldhahn zugedreht wurde, war schlecht angekommen. Außerdem hatte die „FettWeg-Show“ für Schlagzeilen gesorgt: Darin machte der adipös wirkende NDR-Moderator Michael Thürnau Werbung für Diät-Programme der AOK. Die Krankenkasse hatte sich zudem ebenso an den Kosten beteiligt wie der Sender und – die Nordmedia, der dieser Gesichts-, pardon: Gewichtsverlust in 15 Folgen immerhin 852.007,10 Euro wert war. Das tadelten Presse und niedersächsischer Landtag, und es soll nicht wieder vorkommen: „Wir haben“, so Schäffer gestern, „diese Kritik sehr ernst genommen.“

Vom Bemühen um Besserung zeugte 2006 nicht nur der Verzicht aufs Berlinale-Buffet. Tatsächlich wurde bei den 50 mit insgesamt 7,5 Millionen Euro geförderten Produktionen diesmal auch auf Qualität geachtet. Man hatte Quotenknaller wie die „Sturmflut“ im Portefeuille und ist bei Christian Petzolds Yella, immerhin Wettbewerbsbeitrag in Berlin, mit 120.000 Euro Produktionsmitteln gewichtiger Geldgeber. Zur Image-Pflege kaufte man sich bei absehbaren Erfolgen wie dem nach Cannes eingeladenen Kurzfilm Kristall noch kurz vor Torschluss als Vertriebsförderer ein: An 25 Preisen hat man auf diese Weise ein bisschen Anteil. Und als Wirtschaftsförderer war man wirklich erfolgreich: Das Zweieinhalbfache der ausgereichten Summe ist Schäffer zufolge an den Standorten von den Filmproduzenten wieder ausgegeben worden, in Bremen sogar das Dreifache. Dort konnte man zudem den Quotengaranten schlechthin an sich binden: Einen Bremen-Mehrteiler hat das chinesische Fernsehen gedreht, eine Telenovela im Schatten der Stadtmusikanten soll folgen. BES