Vattenfall zeigt sich schuldbewusst

Betriebschef in Forsmark: „Wir haben die Sicherheit für selbstverständlich genommen“

STOCKHOLM taz ■ Der Betreiber des Atomreaktors Forsmark scheint nach Bekanntwerden des unternehmensinternen Rapports über massive Sicherheitsprobleme nun um Schadensbegrenzung bemüht. Gestern gab die schwedische Vattenfall bekannt, dass umfassende Umbauvorhaben zur Leistungssteigerung des Reaktors auf den Zeitraum 2009 bis 2011 verschoben werden sollen. Zunächst wolle man die Sicherheitsprobleme in den Griff bekommen. Betriebschef Lars Fagerberg sagte: „Wir haben die Sicherheit für zu selbstverständlich genommen.“ Gleichzeitig verpasste Vattenfall den drei Verfassern des in diesen Tagen in die Öffentlichkeit gelangten Sicherheitsberichts einen Maulkorb.

„Forsmark hat einen Dialog mit den Medien über den Inhalt untersagt“, sagte Lars Magnusson, Techniker und Mitinitiator der Analyse, der eine externe Untersuchung fordert. Bekannt wurde allerdings, dass Probleme mit alkoholisierten Mitarbeitern in allen schwedischen AKWs vorgekommen sind. Bei dem von Eon betriebenen AKW Oskarshamn wird nunmehr über Prüfgeräte nachgedacht, in die das Personal routinemäßig beim Betreten der Anlage pusten müsste.

Umweltminister Andreas Carlgren hat sich gestern Nachmittag mit der Leitung der schwedischen Atomaufsichtsbehörde SKI getroffen, um die aktuelle Sicherheitslage zu erörtern. Carlgren, in der nahezu durchweg atomkraftfreundlichen Regierung einsamer Atomskeptiker: „Ich bin gar nicht zufrieden, wie der Vorfall von Vattenfall gehandhabt wurde, und meine grundsätzliche Skepsis wurde alles andere als gemindert.“ REINHARD WOLFF