berliner szenen Krümel für Berlin

Ein hypsches Paar

Der Computerkonzern Hewlett-Packard hat im vergangenen Jahr weltweit einen Umsatz von mehr als 86 Milliarden Dollar gemacht. Da kann man dem armen Berlin schon mal ein paar Krümel hinwerfen. HP hat sich im Café Moskau eingemietet und veranstaltet dort seine sogenannte Hype Gallery. Müller, Meier, Schulz, jeder kann dort eine CD mit selbstgebrannten Fotos, Bildern oder Collagen vorbeibringen. Die werden dann auf einem HP-Drucker im Format A0 ausgedruckt und ausgestellt – als Kunst. Nach Beendigung der Ausstellung dürfen Müller, Meier, Schulz ihre Großdrucke dann nach Hause tragen und haben so mal eben 50 Euro gespart.

Selbstverständlich gibt es einen Haken an der Sache. Die Buchstaben „H“ und „P“ müssen in den Titeln der Werke vorkommen. Einreichungen, die diese Buchstaben nicht enthalten, werden abgelehnt. Das führt dazu, dass Müller, Meier, Schulz ihren Bildern auf Teufel komm raus Namen verpassen. So heißt das gar nicht mal schlechte Foto eines Obdachlosen in Frankreich „Raymond for HP“. Eine vom Tod gezeichnete Frau in einem Sterbehospiz wird „Für die Hype- Ausstellung“ genannt. Eine Aufnahme des Berliner Doms bei Nacht wird zur „Dom bei Nacht Perspektive“, Bergaufnahmen zu „Hoch Plateau“, verzerrte Gesichter zu „Ein hypsches Paar“. Am peinlichsten sind die Bilder, die stolze Eltern von ihren Kindern gemacht haben: „Hallo Papa“, „Hallo pretty girl“. Mit Kunst hat das natürlich nicht viel zu tun. Dafür umso mehr mit Werbung. Und mit Hype eben.

Aber ich will ja nicht meckern. Schließlich gucke auch ich dem geschenkten Gaul nicht ins Maul. Unter der Nummer 532 ist ein Werk von mir ausgestellt. Der Titel: „Heimliche Parole“.

BARBARA BOLLWAHN