radioaktiver müll für nrw: Transporte müssen öffentlich sein
Gefährlich?! Iwo! Die Atomstandorte in NRW, vorneweg die Urananreicherungsanlage in Gronau und das Zwischenlager in Ahaus, waschen ihre Hände in reaktorwarmer Unschuld, wenn ihre Streben nach neuem Atommüll infrage gestellt wird. Um Proteste zu vermeiden, behält die Atomindustrie im Land die interessantesten Details über neue Transporte lieber für sich. Deshalb müssen ihnen wenigstens die Genehmigungsbehörden auf die Finger schauen. Denn wie gefährlich Atomlieferungen aus dem Ausland tatsächlich sind, ist umstritten, und somit für Laien umso wenig durchschaubar. In jedem Fall bleibt ein mulmiges Gefühl, wenn verstrahlte Behälter durchs Land rollen, und niemand weiß bescheid. Denn der erste große Unfall wird der letzte sein.
KOMMENTAR VON MORITZ SCHRÖDER
Erst durch Recherchen von Anti-Atom-Gruppen sind Anfang Dezember Uran-Züge aus Frankreich mit dem Ziel Gronau enttarnt worden. Luftige schwarze Folien sollten den Wagons einen harmlosen Anschein geben. Das Zwischenlager Ahaus will in einigen Jahren sogar gänzlich unverpackten Strahlungsmüll aus stillgelegten Atomkraftwerken aufnehmen. Aus welchen AKWs der kommen soll, wird nicht verraten. Gerade in Ahaus hat sich jedoch gezeigt, wie leichtfertig die Betreiber des Lagers mit ihrem Sondermüll umgehen. Dort regnete es durch Lüftungslöcher im Hallendach. Die Metallbehälter, die den strahlenden Inhalt daran hindern sollen, die Umwelt zu vergiften, fingen an zu rosten. Noch bis ins vergangene Jahr hinein mussten deren Schutzdeckel aufwändig geschliffen, neu grundiert und lackiert werden.
Für die Verwaltung des Zwischenlagers ist das eine unwesentliche Störung. Die Bevölkerung wüsste darüber wohl nichts, würden Umweltverbände nicht ständig ein kritisches Auge auf die Anlagen in Gronau und Ahaus werfen. Weil die Betreiber es nicht tun und auch UmweltaktivistInnen mal schlafen, sollten die Behörden dafür sorgen, dass jeder Transport, jeder Vorfall, jede Genehmigung bekannt werden.
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