Starker Trumpf Landesvater

Umfrage unter Schleswig-Holsteinern sieht CDU und Ministerpräsident Peter Harry Carstensen im Stimmungshoch. Die in Kiel mitregierende SPD bezweifelt da schonmal den Aussagewert einer solchen Erhebung

Die CDU ist die stärkste Kraft im Land, Peter Harry Carstensen gewinnt deutlich gegen seinen möglichen Gegenkandidaten Ralf Stegner – so lautet das Ergebnis einer Emnid-Studie, die gestern die CDU im nördlichsten Bundesland präsentierte. Demnach würde die Christenunion bei einer Wahl zurzeit 38 Prozent der Stimmen erhalten, die SPD 30, Grüne und FDP kämen auf je elf Prozent, der SSW auf drei – ausreichend, da die Minderheitsvertretung nicht der Fünf-Prozent-Klausel unterliegt.

Laut der Umfrage schneiden sowohl die CDU als auch Carstensen persönlich in fast allen Bereichen besser ab als die mitregierende Konkurrenz. Dementsprechend jubelte denn auch der CDU Fraktionsvorsitzende Johann Wadephul: „Die Wähler sehen uns als Zukunftspartei. 46 Prozent trauen uns eher zu, mit Zukunftsproblemen umzugehen, nur 26 Prozent der SPD.“ Stärkster Trumpf sei dabei Carstensen, der als „parteiübergreifender Landesvater“ wahrgenommen werde.

SPD-Landesparteichef Claus Möller zweifelte an der Aussagekraft der Umfrage: Die Werte für Carstensen seien „nicht überraschend, sie liegen im Rahmen des für Ministerpräsidenten Normalen“. Stegners Bewertung sei „eine gute Ausgangslage für seine Wahl zum Landesvorsitzenden der SPD“. In einigen Bereichen hätten die Sozialdemokraten gut abgeschnitten, betonte Möller, und außerdem seien Umfragen immer nur Momentaufnahmen.

Tatsächlich sagen einige Werte wenig aus, weil sie bekannte Meinungen abbilden – ohne genauer auszusagen, wie denn das Wahlvolk diese einschätzt. So glauben demnach 72 Prozent, dass die CDU die Laufzeiten von Atomkraftwerken verlängern will, 67 Prozent der Befragten trauen der CDU zu, sich „für Arbeitsplätze auch gegen Umweltschutz“ einzusetzen. Als „kompetent“ gelten die Christdemokraten außerdem darin, Studiengebühren einführen und den Datenschutz lockern zu wollen. Die SPD dagegen wird im Bereich Schule und Kita für kompetenter erachtet.

Über 80 Prozent der Befragten glauben übrigens, Carstensen setze sich für das Land ein und kenne dessen Probleme – was im Umkehrschluss heißen müsste, dass knapp jeder fünfte Einwohner in Schleswig-Holstein denkt, sein Landesvater habe keinen Schimmer von den Kernaufgaben seines ministerpräsidentialen Jobs.

Insgesamt aber scheint es dem politikmüden Volk fast gleich zu sein, wer an der Spitze steht: Nur etwa die Hälfte der Befragten traut Carstensen oder Stegner zu, Veränderungen durchsetzen. Esther Geißlinger