Die nervösen Herren

VERLIERER Bei den Bayern brechen nun die Gräben zwischen dem Trainer und den Bossen wieder auf

MÜNCHEN taz | Um kurz nach halb neun war Bastian Schweinsteiger weg. Gerade mal zehn Minuten vorher hatte das 1:3 seiner Bayern festgestanden. Ein rabenschwarzer Tag, auch für den vom Boulevard als „Chefsteiger“ geadelten Nationalspieler. Beim 0:1 den Ball verbummelt, beim 1:3 gegen Hummels nicht hoch genug gesprungen, fünfte gelbe Karte abgeholt und so schwach gespielt wie schon sehr lange nicht mehr. Kein Wunder, dass sein Programm nach dem Schlusspfiff so aussah: duschen, abtrocknen und dann nix wie raus hier!

Auch sein Trainer Louis van Gaal hätte sich nach dieser „Lehrstunde“ (Oliver Kahn) wohl am liebsten in Luft aufgelöst, als er einem Mann vom Fernsehen das Debakel erklären sollte: „Ich muss Antwort geben. Ich kann auch weglaufen. Vielleicht wäre das besser.“ Vielleicht muss er gar nicht laufen, vielleicht werden sie ihm auch Beine machen. Sie, das sind die Bayern-Bosse Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge. Van Gaal nennt sie nur noch „diese Herren“. Vor der Partie hatten sie von einem Bayern-Sieg mit mindestens zwei Toren Vorsprung schwadroniert – was van Gaal nicht recht sein konnte. Doch das rechtfertigt nicht seine merkwürdigen Erklärungsversuche: „Dortmund hat die Tore geschossen. Das ist ein Vorteil.“ Oder: „Wir hatten ein bisschen Pech. Das ist Fußball.“ Seine dünnhäutige Reaktion („Sie provozieren!“) auf harmlose Reporterfragen lässt auf eine beängstigende Ratlosigkeit beim Immer-Recht-Haber schließen.

Man konnte Oliver Kahn kaum widersprechen, als er das „Image-Spiel“ (Rummenigge) zusammenfasste: „Der FC Bayern war nicht auf dem Platz.“ Deshalb, weiß nun auch Kapitän Philipp Lahm, hat der FC Bayern mit der Meisterschaft „nix mehr zu tun“. Man wolle, so der Kapitän, nun nur noch „Platz zwei erreichen“. Das wird schwer genug. Am kommenden Samstag geht’s nach dem Pokalhalbfinale am Mittwoch gegen Schalke zum Tabellendritten Hannover. Sollte dieser Ausflug misslingen, wird weder die von van Gaal aufgefrischte Debatte um Thomas Kraft und Manuel Neuer das Thema sein, sondern van Gaal selbst. Vor einem Monat hatte Hoeneß gesagt: „Wenn ich spüre, dass die Champions-League-Qualifikation in Gefahr ist, dann werde ich unruhig. Das war auch bei Klinsmann so.“ THOMAS BECKER