Gut, aber erfolglos

■ HSV auch morgen gegen Schalke mit Coach Möhlmann

Die sportlichen Nachrufe können vorerst in der Schublade liegen bleiben. Zumindest bis zur nächsten Woche wird Benno Möhlmann weiterhin als Trainer beim HSV tätig sein. Für viele kommt dies überraschend, denn der 41jährige hatte nach dem 2:3 in Köln einen sehr niedergeschlagenen Eindruck gemacht. Mit seinem Rücktritt noch vor dem morgigen Spiel gegen Schalke war gerechnet worden.

Doch gestern sah alles ganz anders aus. Er sehe keinen Grund, die Flinte ins Korn zu schmeißen, schließlich habe die „intakte“ Mannschaft in den letzten Begegnungen „engagiert und gut“ gespielt. Auch Präsident Ronald Wulff gab seinem umstrittenen Angestellten Rückendeckung: „Es gibt überhaupt keine Veranlassung, den Trainer nicht zu stärken. Die Mannschaft hat sich bisher hervorragend verkauft.“ Nur leider ist sie dabei nicht sehr erfolgreich gewesen: In der Bundesliga erkickte sie bislang nur einen Punkt, im Pokal war Zweitligist Bielefeld Endstation.

Entscheidend für Möhlmanns Zukunft ist jedoch nicht das Verhalten des jetztigen Präsidiums, daß, so Wulff, „voll hinter ihm steht“. Viel wichtiger sind die Vorstellungen Uwe Seelers, der am Montag erklärt hatte, für das Amt des Präsidenten kandidieren zu wollen. Die Wahl von Uns Uwe auf der Jahreshauptversammlung im November gilt als ausgemachte Sache. „Mit seinem Entschluß ist eine neue Dimension eingetreten“, sagte Möhlmann, der auch von einer „Signalwirkung“ sprach. Kommende Woche wolle er mit Seeler reden, um endlich Klarheit zu haben. „Ich will die beste Lösung für den HSV“, erklärte Möhlmann. Wie die aussehe und was er von dem Gespräch erwarte, wollte er jedoch nicht verraten: „Darüber spekuliere ich im Vorfeld nicht.“

Der designierte Präsident wurde da schon konkreter. „In der Trainerfrage mische ich mich nicht ein. Allein vom Erfolg wird es abhängen, ob Benno Möhlmann im November noch Trainer ist“, sagte Seeler im kicker. Vermutlich wird der Ehrenspielführer schon früher aktiv werden müssen – nicht erst, wenn er gewählt ist. Bereits beim Gespräch in den nächsten Tagen wird Möhlmann darauf drängen, zu erfahren, ob Seeler mit ihm mittelfristig plant.

Sollte das nicht der Fall sein – und davon ist bei der schlechten Bilanz des Übungsleisters auszugehen, dessen Team Seeler einst als „Schrottmannschaft“ bezeichnete – wird Möhlmann, wie man ihn kennt, seinen Rücktritt anbieten. Man wird sich im „gegenseitigen Einvernehmen“ trennen und Seeler alsbald einen Nachfolger präsentieren. Es wäre ja auch merkwürdig, wenn der Hoffnungsträger erst in November das Kommando übernehmen würde. C. Gerlach