: Da ist noch Luft drin
■ Die erste Zwischenbilanz beim Hamburger Energiesparprojekt „Fifty-Fifty“ hat alle Erwartungen übertroffen Von Patricia Faller
Energiesparen kann manchmal ganz einfach sein: Man nehme Thermometer und hänge sie in Klassenzimmern auf. Spontane Fröstelanfälle bei SchülerInnen und LehrerInnen lassen schlagartig nach, sobald der Blick auf die Meßvorrichtung fällt und diese eine Raumtemperatur von 20 Grad anzeigt. Mit dem erstaunten Ausruf „oh, ist ja gar nicht kalt“ steigt auch das innere Thermometer des Betrachters und die Heizung bleibt aus.
Eine Anekdote aus dem Erfahrungsbericht der Gesamtschule Kirchdorf, die zusammen mit 23 anderen Schulen beim Energiesparprojekt der Hamburger Umweltbehörde um die Wette spart. Am Ende des ersten Jahres hatten sie und die Gewerbeschule Bergedorf die Nase vorn: rund 23 Prozent weniger Elektroenergie, 18 Prozent weniger Heizenergie und rund 13 Prozent weniger Wasser. Der Clou des auf drei Jahre angelegten Hamburger Pilotprojekts, das mittlerweile auch bundesweit Nachahmer gefunden hat, sind die finanziellen Anreize, mit denen das Umweltbewußtsein geschärft werden soll: Nach dem Prinzip Fifty-Fifty fließt die Hälfte der eingesparten Kosten in die Schulkassen. In Kirchdorf sind das 21.613 Mark, die für Spielgeräte, eine Verstärkeranlage für die Aula, Stühle für die Kantine und Bücher ausgegeben werden sollen.
Ganz so einfach, wie eingangs dargestellt, war es mit dem Energiesparen allerdings nicht immer. Eine Menge Überzeugungs- und Aufklärungsarbeit mußte geleistet werden, erinnert sich auch der Schulleiter der Bergedorfer Gewerbeschule 13, Christoph Gäbler. Ständige Hinweise auf den Konferenzen: nach dem Unterricht Licht ausschalten, Fenster und Türen schließen, sensibilisierten die LehrerInnen, die ihre frisch erworbenen Erkenntnisse dann an die SchülerInnen weitergaben: nicht so lange duschen nach dem Sport, Wasserhähne nicht so weit aufdrehen. Inzwischen erziehen die SchülerInnen mitunter ihre PädagogInnen: „Ist doch hell genug, Herr Lehrer, können wir nicht das Licht ausmachen?“ Die Hausmeister, die als Regulatoren der Heizungen sowieso eine der Hauptrollen bei dem Projekt spielen, werden mittlerweile schneller auf tropfende Wasserhähne aufmerksam gemacht; an der Schule Kirchdorf wurde eine Regenwasseranlage installiert, die für Toilettenspülung und Bewässerung des Schulgartens genutzt wird.
Bei den Überlegungen, wo überall Energie gespart werden kann, entdecke man doch so manche Schwachstellen, berichtet Gäbler. Da ist die Beleuchtungsanlage, die nach dem Alle-oder-keine-Prinzip funktioniert oder die überdimensionierte Lüftungsanlage im Chemie-Labor, die aus einer Zeit stammt, als Energiesparen noch keine große Rolle spielte. Da stehen Geräte rum, wie zum Beispiel Waschmaschinen, die weniger Energie verbrauchten, wenn man sie gleich ans warme Wasser anschlösse.
Die Bergedorfer jedenfalls waren am Ende selbst überrascht, wieviel man eingespart hatte. Sie denken noch darüber nach, was mit der stattlichen Prämie von 25.356 Mark passieren soll. Und auch für Umweltsenator Fritz Vahrenholt hat das Zwischenergebnis alle Erwartungen übertroffen. Für das zweite Projektjahr, bei dem 15 weitere Schulen hinzukommen, gab er den energiesparenden SchülerInnen, LehrerInnen und Hausmeistern die aufmunternden Worte mit auf den Weg: „Es ist noch ein bißchen mehr zu machen.“
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