Einreiseverbot für Sun Myong Moon

■ Sektenchef wollte am Sonntag in Frankfurt „inspirierende Vision“ verkünden

Frankfurt (taz) – „Sie gehören zu dem ausgesuchten Personenkreis, dem die Möglichkeit offensteht, die inspirierende Vision von Reverend und Frau Moon ungefiltert und direkt zu erfahren.“ Mit dieser handverlesen verschickten Einladung wollte die Moon-Sekte alias „Vereinigungskirche“ am Wochenende zum Sturm auf das ungläubige Deutschland blasen. „Erstmals seit 23 Jahren“ werde Sun Myong Moon „wieder öffentlich in Deutschland eine Ansprache geben“. Und zwar im Hotel „Marriott“ in Frankfurt am Main.

Doch dem Sendungsbewußtsein des Sektenchefs wurde ein Riegel vorgeschoben. Das Innenministerium verlängerte ein aus den 80er Jahren stammendes Einreiseverbot für Moon. Die Einreiseverweigerung wurde mit einer erwarteten „Beeinträchtigung für die öffentliche Sicherheit und Ordnung“ begründet. Zuletzt war Moon 1972 in Deutschland gewesen. Die Sprecherin der Arbeitsgruppe Sekten-Politik der SPD- Bundestagsfraktion, Renate Rennebach, begrüßte die Entscheidung und erklärte, Kanther habe „die von dieser totalitären und faschistoiden Sekte ausgehenden Gefahren richtig eingeschätzt“. Schon in der letzten Woche war Innenminister Kanther von PolitikerInnen und Elterninitiativen aufgefordert worden, Einreise und Auftritt des Sektenführers zu verhindern: „Die Moonbewegung (...) weist totalitäre Züge auf. Sie zerstört Familien.“ Anhänger würden ausgebeutet und manipuliert.

Währenddessen listet die deutsche Geschäftsstelle in Schmitten im Taunus die weltweiten Friedensmissionen ihres Oberhauptes auf, dem es nur um die Versöhnung feindlicher Brüder gehe und dem es zu verdanken sei, daß sich 1994 „so unterschiedliche Politiker wie Edward Heath, Michail Gorbatschow und Alexander Haig an einen Tisch“ gesetzt hätten.

Auch die britische Regierung hatte in der vergangenen Woche erklärt, sie bleibe bei ihrem Einreiseverbot für Moon. Innenminister Michael Howard hatte dazu erklärt, der Sektenführer sei in Großbritannien unerwünscht, da die von seiner „Vereinigungskirche“ geforderte Trennung der meist jugendlichen Anhänger von ihren Familien großen Schaden anrichte. Heide Platen