Der Lokalmatador bekam einen Stich

■ Favorit Arnd Schmitt landete bei der DM der Degenfechter in Elmshorn auf Platz 8 Von Erol Caner

Die beiden Fechter stehen sich auf der Planche gegenüber, darauf wartend, daß der andere den entscheidenden Fehler macht. Plötzlich der Angriff, die beiden maskierten Männer stoßen mit ihren Degen zu. Was für das menschliche Auge kaum zu erkennen ist, zeigt die elektronische Trefferanzeige: Links blinkt das grüne Licht auf, während rechts alles dunkel bleibt.

Der Gegner war schneller und reißt sich jubelnd die Maske vom Gesicht – gewonnen. Kopfschüttelnd verläßt der Geschlagene die Planche. Das fünfte und letzte Gefecht der Vorrunde ist für ihn verloren, die Qualifikation für das Feld der besten 64 Teilnehmer damit nicht mehr möglich.

Dabei hatte er sich für seine Meisterschaften in eigener Halle so viel vorgenommen. Doch für Gerald Hinz kam nur ein enttäuschender 88. Platz bei den Deutschen Titelkämpfen der Degenfechter heraus. „Es war mehr drin“, trauert der Lokalmatador und Mit-Organisator vom Elmshorner MTV der verpatzten Vorrunde nach, die bereits die Endstation für den 30jährigen bedeutete.

Vier Niederlagen und nur ein Sieg – das war zu wenig für das Erreichen des Hauptfeldes. „Ich bin es gewohnt, mich langsam zu steigern, doch diesmal mußte ich gleich in der ersten Runde voll loslegen. Das Niveau bei der nationalen Meisterschaft ist eben ungleich höher als bei norddeutschen Ranglistenturnieren.“

Das erste Gefecht des Tages ging für Hinz glatt mit 0:5 verloren. „Ich war nervös, abgelenkt, unkonzentriert“, versucht er eine Erklärung zu finden. „Drei Siege hätte ich machen können, aber es sollte heute einfach nicht sein.“ Auch Weltklasse-Fechter Elmar Borrmann aus Tauberbischofsheim pflichtet ihm bei: „Für Gerald war die Erwartung vor eigenem Publikum einfach zu hoch.“

Gerald Hinz absolvierte seine erste Fechtstunde im Alter von 11 Jahren. „Das war damals in Kiel auf dem Gymnasium. Kurz darauf trat ich auch einem Verein bei.“ Mit 13 focht Hinz bereits die ersten Turniere. Sein Schlüsselerlebnis hatte er mit 16 bei seinem ersten Weltcup-Turnier: „Ich flog zwar schon in der ersten Runde raus, doch dann sah ich einen recht schmächtigen Fechter, der trotz seiner kleinen Statur gegen große Gegner bestand – das imponierte mir, und ich beschloß, den Sport fortan ernsthaft zu betreiben.“

Nach dem Abitur ging Hinz zur Bundeswehr – und zwar in Tauberbischofsheim, wo Fecht-Guru Emil Beck sein Bundesleistungszentrum aufgebaut hat: „Ich wollte dort in die Sport-Förderkompanie, um mich hauptsächlich aufs Fechten konzentrieren zu können.“ Die Anforderungen waren aber zu hoch, so daß ihm nichts anderes übrig blieb, als den normalen Wehrdienst abzuleisten und abends noch ein paar Stunden zu trainieren. Dennoch habe er dort, sagt Hinz, „sehr viele Erfahrungen sammeln können“.

Für Gerald Hinz bleibt trotz des sportlichen Mißerfolges bei „der Deutschen“ der schwache Trost, daß auch andere nicht die in sie gesteckten Erwartungen erfüllen konnten: Der amtierende Europameister und Titelfavorit Arnd Milchschnitte Schmitt aus Leverkusen schied auch schon im Viertelfinale aus.

Damit war der Weg frei für die Fechter aus Tauberbischofsheim: Meister der Degenfechter wurde Mariusz Strzalka, der im Finale seinen Teamkollegen Elmar Borrmann bezwang. Mannschaftsmeister wurde überraschend der OFC Bonn, der den favorisierten FC Tauberbischofsheim schlug.

Für Gerald Hinz wurde die Deutsche Meisterschaft schließlich doch noch zum Erfolg. Er und seine Mitstreiter vom EMTV haben bewiesen, daß ein großes Turnier in der Fecht-Provinz Elmshorn durchaus realisierbar ist. Die vollen Zuschauerränge an beiden Turnier-Tagen sprechen jedenfalls dafür.