Liebende von den Elbbrücken

■ Vielversprechend: Das Trio „Stella“ legt heute im Knust los

Einer hat eine Geschichte auf den Lippen, nüchtern erzählt, nicht ohne ein romantisches Flair. Die Liebenden von den Elbbrücken bei der Vorbereitung auf das Konzept Stadtguerilla. Eine hat den Song im Kopf, der Leute beunruhigt, weil das Gefühl, sich auf der Kippe zu bewegen, eine auf zwingende Art selffullfilling Melodie einschließt. Die Musiker in der Rockkuppel, wirklich nicht so ratlos.

Thies Mynther und Elena Lange sind die Songschreiber mit Gitarren des neuen Hamburger Trios Stella. Thies schreibt deutsche Texte, Elena entscheidet sich bei der Singsprache noch zwischen Deutsch und Englisch. Zur Gruppe gehört außerdem Mense Reents, neben Mynther einer der guten Geister aus dem Imperial-Studio. Reents – als Musiker beliebt, als WG-Mitbewohner berüchtigt – versteckt sein Zartgefühl gern hinter ausladend burschikosem Auftreten. Für das Engagement bei Stella setzte er sich ans Schlagzeug. Heute abend um 21 Uhr stellt sich das Trio im Knust vor.

Zu dritt werkelte man sich an einen mit ein paar dick aufgetragenen Farben rockenden Klang heran. Mense schneidet für ihn mit nachlässig eleganter, scheppernd-pollernder Snare-Drum die Zeit. Lange und Mynther arbeiten dicht an dicht, das heißt, die Riffs mögen harmonisch von der Seite kommen, als Songs gehen sie so straight nach vorn, als hätte sich jemand vorgenommen, momentweises Jubeln und unter Druck notwendig gewordenes Preschen in aller Nähe miteinander zu verbinden.

Bei Stella schält sich so eine Vision heraus: Man nimmt etwas, was einem auf die Pelle rückt, im guten wie im schlechten. Man entdeckt zu seiner eigenen Überraschtheit, daß man mit der Musik ein Mittel in Händen hält, es im Verhältnis eins zu eins abzubilden, und geht an die Arbeit. Mit Abschluß des Songs aber lauert die Erfahrung, daß die vermeintlich eins zu eins abgebildete Angelegenheit an Geschwindigkeit und an Eigenleben gewonnen hat. Möglich, daß jetzt – und mehr als vorher – ein Moment der Entwarnung fehlt. Oder daß mit dem letzten Chorus klar wird, welche blauen Wunder es mit dem Moment der Entwarnung tatsächlich auf sich hat.

Darum könnte es bei Stella gehen. Beim heutigen ersten Auftritt und der sich anschließenden Tour durch Deutschland legt eine der vielversprechendsten Bands der letzten vier Monate los.

Kristof Schreuf