„Alles normal verlaufen“

■ NS-Militaria-Auktion fand statt / Staatsanwalt ermittelt weiter

Die Ermittlungen gegen das „Hanseatische Auktionshaus für Historica Dr. Beer & Partner OHG (HAH)“ in Bad Oldesloe dauern an. Dies bestätigte gestern der Sprecher der zuständigen Staatsanwaltschaft Lübeck, Klaus-Dieter Schultz, auf taz-Anfrage. Zum Stand der Ermittlungen, an denen inzwischen auch die Staatsschutzabteilung der Lübecker Polizei beteiligt ist, wollte sich Schultz jedoch nicht äußern: „Wir prüfen den Sachverhalt eingehend, eine abschließende Beurteilung ist deshalb noch nicht möglich.“

Wie berichtet hatte der Hamburger Rechtsanwalt Martin Klingner Strafanzeige gegen die Stormarner Firma gestellt. Der Jurist verdächtigt die Historica-Händler der strafrechtlich verbotenen Verbreitung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen. In seinem Katalog hatte das HAH neben anderen historischen Gegenständen 2 000 Objekte aus der NS-Zeit, unter anderem SS-Abzeichen, Hakenkreuzfahnen und eine „eindrucksvolle“ Hitler-Büste, angeboten.

Ein Großteil dieser Militaria wurden vergangenen Freitag versteigert – unter den Augen des Staatsschutzes. „Es ist alles normal verlaufen“, erklärte HAH-Geschäftsführer Alfred Umhey gegenüber der taz, „es gab keine Störungen.“ Vor allem Museen hätten sich an der Auktion beteiligt, „es war ein überschaubarer Kreis“. Die Aktivitäten der Staatsanwaltschaft, der das HAH „freiwillig“ Unterlagen übergeben habe, sorgten ihn keinesfalls: „Wir haben nichts zu befürchten.“

Vermutlich behält Umhey recht, schon vor einem Jahr mußte ein ähnliches Verfahren gegen das Auktionshaus eingestellt werden. Um jedoch für die Zukunft etwaigen Verdächtigungen vorzubeugen, man versorge bedenkenlos Alt- und Neonazis mit NS-Reliquien, werde im nächsten Katalog „mit Sicherheit“ ein erweitertes Vorwort stehen. „Bei sensiblen Gegenständen sind zusätzliche Hinweise sinnvoll“, so Umhey.

Im übrigen werde sehr genau darauf geachtet, wer sich für die Objekte interessiere. „Bei berechtigten Zweifeln erhält derjenige keinen Zuschlag oder wird gar nicht erst zugelassen.“ Rutger Sand