Meditieren ohne Geist und Gummi

■ „Act Up“ protestiert zu Baghwans Geburtstag gegen die Ausgrenzung von HIV-Positiven / Sannyasin weiter in Treue fest

Zu Bhagwans Geburtstag, der alljährlich begangenen „Osho birthday celebration“, protestierte am Montag abend die Aids-Polit-Aktionsgruppe Act up vor dem Vereinszentrum in der Karolinenstraße. Sie forderte ein Ende der „menschenverachtenden Praxis und Ausgrenzung“ von HIV-Positiven in dem als lebenslustig geltenden Club. Denn wer im Hamburger „Osho Tabaan Meditationscenter“ im Karo-Viertel mitmeditieren will, muß dem Verein ein negatives HIV-Test-Ergebnis vorweisen. „Der Meister hat uns aufgefordert, unsere Zentren aidsfrei zu halten, deshalb verlangen wir von Besuchern einen aktuellen Aidstest“, wird auf Anfrage erläutert.

Daß man dem 1990 verstorbenen indischen Guru bedingungslos folgt, beteuert man gern: „Sehr klar“ hätte der Meister gesprochen, „vermutlich das einzige Thema, bei dem er sich nicht widersprochen hat“. Sein Anhänger Nigama sieht gar ein quantitatives Problem: „Wer sich die Zahlen anguckt, der weiß, daß wir im weltweiten Vergleich zu den Aids-Kranken in der Minderheit sind.“ Deshalb müßten sie sich schützen. Bhagwans Vision von „aidsfreien Zonen“ wird bedingungslos von seinen JüngerInnen verfolgt: Jeder Anhänger und Gast muß sich – bei regelmäßigem Erscheinen – alle drei Monate testen lassen. Vernunft ist nicht gefragt, da das Thema „unlösbar für den Verstand“ sei. Durch das „bewußtseinsfördernde“ Testen könnten Infizierte und Kranke ferngehalten werden. Dies sei zum Selbstschutz nötig, weil die Oshos glauben, das Virus könne „wie bei einer Tuberkolose“ durch die Luft übertragen werden. „Das ist Unsinn“, widerspricht Tilman Hassenstein von der Hamburger Aids-Hilfe. Der Mediziner weist darauf hin, daß die „Testerei“ nicht vor Ansteckung mit dem HI-Virus schützt. Ein Infizierter könne auch mit – noch – negativem HIV-Antikörpertest das Virus über Körperflüssigkeiten weitergeben, denn eine Infektion ist erst nach Wochen nachweisbar. Beim alltäglichen sozialen Umgang – „anders als bei Tbc“ – und bei Befolgung von Safer-Sex-Regeln sei eine Ansteckungsgefahr extrem gering. Auch Aids-Pastor Nils Christiansen ist konsterniert über „so wenig Sachverstand“ und beklagt die „Ausgrenzungspraxis“ des Sannyasin-Vereins. Hier zeige sich erneut, wie Positive und Erkrankte ausgegrenzt würden.

Die Aktivisten prangerten am Montag die Selektion in „gut/gesund“ und „schlecht/krank“ an. Act Up erwägt nun einen Boykottaufruf gegen Sannyasin-Einrichtungen. Neben einer Sauna und einem Restaurant, gehören die Diskotheken „Zorba“ und „Savoy“ zu den Osho-Unternehmen. M.-P. Schaar