■ Mit dem Zwischenlager auf du und du
: Riesen-Klagen

Berlin (taz) – Zwanzig Kilometer östlich von Greifswald liegt bei Lubmin direkt an der Ostsee das Zwischenlager Nord (ZLN). Offizielle Betreiberin ist die ZLN GmbH, eine hundertprozentige Tochter der Energiewerke Nord (EWN). Die EWN wiederum gehört der Treuhand-Nachfolgerin Beteiligungs- und Managementgesellschaft Berlin, wo einige schwerveräußerbare Altfälle der Anstalt geparkt sind.

Wie bei vielen Atomanlagen genehmigen die zuständigen Behörden eifrig. Die Baugenehmigung wurde vor zwei Jahren beantragt und von der Kreisverwaltung Ostvorpommern Anfang Juli 1994 heimlich erteilt – auch wenn der Abbau und die Stillegung der eigentlichen AKWs laut EWN erst am 30. Juni diesen Jahres genehmigt wurde. Bis 2009 sollen 100.000 Tonnen Atommüll in der Betonhalle gestapelt sein, 5,4 Milliarden Mark sind für das Ganze eingeplant, inklusive 1,5 Milliarden Mark für die Endlagerung. Das ZLN selbst wird etwa 384 Millionen kosten.

Nach langem Hickhack um die Akteneinsicht wurde diese von der Kreisverwaltung schließlich gewährt, die Widersprüche gegen die Anlage werden monatelang verschleppt. Der Widerspruch wird schließlich vom Landratsamt im Juni 1995 abgelehnt – garniert mit einer Gebühr von 100.000 Mark für die Bürgerinitiative Kernenergie in Greifswald. Kulanterweise sei das nur ein Viertel der durch den Widerspruch entstandenen Kosten, so die Kreisverwaltung. Inzwischen wurde die Rechnung auf 18.000 Mark ermäßigt, so Rosemarie Poldrack von der Bürgerinitiative. Auch das Innenministerium in Schwerin und die Bundesbehörden setzten ihre Stempel bisher zügig unter die notwendigen Papiere.

Die Rechtskosten liegen bisher bei 20.000 Mark. Am 22. Dezember läuft die Frist ab für Einwendungen betroffener Bürger gegen das ZLN. Der BI Kernenergie liegen nicht nur viele Einwendungen aus der Bundesrepublik vor. Auch aus den Anrainerstaaten Polen und Finnland sind schon einige Hundert Briefe zurückgekommen. Neben der allgemeinen Gefahr für Leben und körperliche Unversehrtheit durch die ungeklärten Gefahren eines Atomlagers wenden sich die Einwände auch gegen eine fehlende heiße Zelle im Lager: Wenn die Kernkraftwerke alle abgebaut sind, können Brennstäbe bei einem Leck in einem Castor nicht mehr unter Luft-Ausschluß umgeladen werden. rem