Manna von Onkel Bill

■ Mit Macht will Bill Clinton die USA ins digitale TV-Zeitalter schubsen

Die USA wollen das bisher übliche analoge Fernsehen schnellstens total abschaffen und die Couch potatoes nur noch mit Programmen in digitalisierter, komprimierter Form beschicken. Wie die gewöhnlich gut unterrichtete französische Wirtschaftszeitung Les Echos aus Washington zu berichten weiß, hat das Weiße Haus in seinem Haushaltsentwurf einen Plan vorgelegt, der für den Systemwechsel das Jahr 2005 als definitiv festsetzt. Dadurch soll das Fernsehvolk dazu gebracht werden, sich frühzeitig mit einem Digitaldecoder auszurüsten. Wer bis zum Stichtag keine kompatiblen Geräte hat, guckt in die Röhre, und zwar vergeblich. Denn dann ist überhaupt nichts mehr auf die Mattscheibe zu kriegen, weil die jetzt gleichfalls eingeläutete Übergangsphase des simulcast, der zweifachen TV-Ausstrahlung in analoger wie auch digitaler Norm, unwiderruflich beendet sein wird.

Doch auch den Sendern sollen Beine gemacht werden. Bill Clinton plant nämlich, drei Jahre vor dem schicksalhaften Datum, also 2002, die Lizenzen aller zu diesem Zeitpunkt (noch) analog genutzten Frequenzen meistbietend zu versteigern. Das Weiße Haus rechnet bei dieser Auktion mit einem Erlös von rund 13 Milliarden Dollar. Das Geld soll hernach in Form von 50-Dollar-Schecks an „Analog“-Zuschauer ausgeteilt werden, um sie zum Kauf digitalfähigen Geräts zu animieren. Mit diesem „Manna“ könnte der gute Onkel Bill vielleicht die amerikanischen Zuschauervereinigungen zum Mitmachen verführen. Bei den Fernsehbossen hingegen, bemerkt Les Echos lakonisch, dürfte Clintons Ansinnen höchstens brüske Zurückweisung ernten. Ulla Küspert