Sket sicher ohne Investor

■ Niedersächsische Investoren traten zurück – sie wollten keine Entlassungen

Magdeburg (taz) – Kurz nach 21 Uhr am Mittwoch abend waren die Würfel für das Magdeburger Sket gefallen: Die Sanierungsphase mit Staatshilfen wird zwar bis 1998 verlängert, doch Entlassungen werden folgen. Die Weichen dafür wurden nicht in Magdeburg gestellt, sondern am Vorabend in Berlin. Dort einigten sich Vertreter der Treuhandnachfolgerin BvS, des Aufsichtsrates und des Betriebsrates mit dem Bonner Staatssekretär Ludewig (CDU) über einen Konsens, der dem größten ostdeutschen Maschinenbauunternehmen bis 1998 einen Personalabbau von heute rund 2.200 Beschäftigten in der Sket-Gruppe auf 1.800, davon 1.430 im Magdeburger Stammwerk, bescheren kann. Allein in Sachsen-Anhalts Landeshauptstadt waren vor der Wende 13.000 Beschäftigte tätig.

Betriebsratschef Günter Oelze konnte gemeinsam mit der IG Metall gestern zwar noch nachträglich durchsetzen, daß es bis Ende dieses Jahres keine Entlassungen geben wird. Aufsichtsratschef Rudolf Blum sagte gestern, bei entsprechenden Umsatzlagen sollten die Beschäftigtenzahlen nach oben oder unten korrigiert werden.

Nach fast fünf Stunden Diskussion in Magdeburg stand auch fest, daß die beiden niedersächsischen Investoren, Carsten Oestmann und Helmut Borchert, „aus persönlichen Gründen“ aus der Geschäftsführung ausscheiden. Dies geschah unter dramatischen Umständen. Exgeschäftsführer Borchert erlitt am Rande der Aufsichtsratssitzung einen Herzinfarkt und mußte auf der Intensivstation eines Magdeburger Krankenhauses behandelt werden. Sein gesundheitlicher Zustand besserte sich aber gestern zum Glück zunehmend.

Ganz freiwillig war das Ausscheiden der beiden Geschäftsführer nicht. Während sich monatelang Treuhand, Bund, Landesregierung und Gewerkschaft über die Sket-Zukunft stritten, protestierten Oestmann und Borchert lautstark gegen den von der Treuhandnachfolgerin BvS angestreben Personalabbau. „Mit weniger als 2.000 Beschäftigen ist Sket auf dem Weltmarkt nicht wettbewerbsfähig“, so Oestmann. BvS- Vorstandsmitglied Rudolf Bohn, Exstaatssekretär im Magdeburger Wirtschaftsministerium, wie auch Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Schucht war Oestmann vor allem deshalb ein Dorn im Auge. Bohn betrieb intensiv die Trennung. Sket steht wiederum ohne Eigentümer da. Der im Sommer 1994 zwischen Treuhand und den beiden Unternehmern abgeschlossene Kaufvertrag wurde annulliert. Und ohne Privatisierung sind die Chancen für Sket ausgesprochen schlecht, in den Genuß von überlebensnotwendigen EU-Subventionen zu kommen. Quo vadis, Sket? Uwe Ahlert