Macht Erika Romberg den Weg frei?

Kreuzberg: Nach der Niederlage bei der Bürgermeisterwahl halten einige Grüne den Rücktritt von Erika Romberg für die „eleganteste Lösung“. Kommt ein rot-schwarzes Bündnis?  ■ Von Dorothee Winden

Nachdem die Kreuzberger Bezirksverordneten von SPD und CDU der grünen Bürgermeisterkandidatin Erika Romberg am Mittwoch abend in zwei Wahlgängen geschlossen die Stimme verweigerten, stehen die Bündnisgrünen vor einer schwierigen Situation. Es gibt eine starke Strömung, die an Erika Romberg festhalten will, obwohl die Sozialdemokraten unmißverständlich erklärt haben, daß sie Romberg weder als Bürgermeisterin noch als Stadträtin wählen werden. Bei der Mitgliedervollversammlung der Grünen am kommenden Dienstag werde es „Krach geben“, erwartet ein grüner Bezirksverordneter.

„Die eleganteste Lösung, wäre, wenn Erika Romberg ihre Kandidatur zurückzieht“, erklärte ein den Grünen nahestehender Beobachter. „Da würde vielen ein Stein vom Herzen fallen, weil man sie dann nicht zurückziehen müßte.“ Doch bislang hat Erika Romberg noch keine Anzeichen für diesen Schritt erkennen lassen. „Ich gehe davon aus, daß ich erneut antrete“, erklärte sie unmittelbar nach ihrer Niederlage auch im zweiten Wahlgang. Letztendlich werde aber die Mitgliederversammlung über das weitere Vorgehen entscheiden.

Für die Grünen steht viel auf dem Spiel. Die Drohung der SPD, eine Zählgemeinschaft mit der CDU einzugehen, wird ernst genommen. Für diesen Fall erhebt die CDU Anspruch auf das Bauressort. CDU-Fraktionschef Alexander Bölter bestätigte, der dem rechten Flügel zugehörige Kurt Wansner sei für den Posten im Gespräch.

„Dann sind alle Errungenschaften seit dem Häuserkampf verloren“, befürchtet der frühere Baustadtrat Werner Orlowsky (parteilos). Angesichts solcher Aussichten plädiert er für „Schadensbegrenzung“: „Es muß verhindert werden, daß die Grünen als Wahlsieger bei der Ressortverteilung nur das bekommen, was ihnen SPD und CDU übriglassen.“ Wenn sich Romberg zu dem „mutigen und großherzigen“ Schritt durchringen könnte, ihre Kandidatur zurückzuziehen, könnten die Grünen testen, wie ernst es der SPD mit einem rot-grünen Bündnis sei, so Orlowsky.

Auch die Sozialdemokraten haben ein handfestes Interesse an einer Einigung. Im Falles eines rot-schwarzen Wahlbündnisses erhebt die CDU weiterhin Anspruch auf das Wirtschafts- und Finanzressort. Das soll nach den Vorstellungen der SPD aber Ingeborg Junge-Reyer zusätzlich zu ihrem bisherigen Ressort Soziales bekommen.

Zwar hatten die Grünen damit gerechnet, daß die SPD Erika Romberg durchfallen läßt, doch daß die Abrechnung mit der amtierende Baustadträtin so harsch und unversöhnlich ausfallen würde, überraschte einige.

Romberg habe „nicht das erforderliche Maß an offener und konstruktiver Zusammenarbeit mit der BVV und den Ausschüssen geleistet“, kritisierte die SPD-Verordnete Hannelore Rath-Kohl in einer bissigen Rede. „Unvollständige Informationen und unzulängliche Vorlagen“ hätten immer wieder die Beschlußfassung „unzumutbar verzögert“.

Sie hielt Romberg unter anderem vor, daß wegen ihrer „dilettantischen Haushaltsführung“ in diesem Jahr keine weiteren Häuser saniert werden könnten.

„Diese Vorwürfe sind zum Teil an den Haaren herbeigezogen“, erklärte Werner Orlowsky. Ihn hatte die SPD seinerzeit in ähnlicher Weise als „den teuersten Verwaltungslehrling Berlins“ attackiert. Der bündnisgrüne Verordnete Franz Schulz sprach denn auch von einer „Dämonisierung“ Erika Rombergs. Seine Fraktionskollegin Hildegard Engelmann warf der SPD Rufmord an Romberg vor. Diese wies die Vorwürfe als „unhaltbar“ zurück.

Bei den Grünen hat sich als neuer Bürgermeisterkandidat bislang nur Franz Schulz aus der Deckung gewagt. Auch das Kreuzberger Urgestein Raimund Helms wird als Kandidat gehandelt, obwohl er mehrmals erklärt hat, daß er anderweitige Pläne habe.