Viele Zoten – aber quotiert!

■ Jeff Laus „Dahua Xiyou – A Chinese Odyssee“ im Forum

Im letzten Jahr schrieb ich im Eindruck von „The Eagle-Shooting Hero“, Jeff Lau hätte der Martial-Arts-Komödie den letzten Sargnagel verpaßt. Dieses Jahr muß ich mich korrigieren, es ist noch ein bißchen Platz in der alten Kiste. Mit „A Chinese Odyssee“ setzt der Forums-Dauergast Lau selbst seinem eh schon aberwitzigen Standard noch eins drauf.

Die Geschichte ist ganz und gar nicht schnell erzählt, deshalb lassen wir's gleich. Außerdem gibt es von „A Chinese Odyssey“ ursprünglich eine nicht unwesentlich längere Fassung, die aus zwei Teilen besteht, die sich zwar aufeinander beziehen, aber auch einzeln gesehen werden können. Der Zusammenschnitt, obwohl selbst fast zwei Stunden lang, ist etwas rüde geraten: Unvermittelt tauchen Figuren auf, die nur unzulänglich eingeführt wurden, andere verschwinden abrupt. Und die im Genre ohnehin oft sehr sprunghaften Anschlüsse, Orts- und Zeitwechsel wurden noch verwegener. Aber das Wechselbad gehört dazu.

Die Choreographien mit den fliegenden und umherwirbelnden Kämpfern – und diesmal vor allem Kämpferinnen – sind schon lange unglaubwürdig geworden, und weil sich in „A Chinese Odyssee“ fast ausschließlich Geister, Götter und andere mystische Gestalten bekriegen, pfeift Lau nun endgültig auf die Physik. Reichlich Mauern stürzen ein, Erdbeben werden ausgelöst, eine ganze Stadt in Richtung Sonne befördert. Das Sterben ist nur noch komisch und die meisten Toten stehen fünf Minuten später einfach wieder auf: „Ich habe nur simuliert.“

Laus Witz wird immer rüder, Grandpa Buddha bekommt zur Begrüßung eine Tracht Prügel, und die Geister tarnen sich nicht mehr nur als verführerische Frauen, sondern auch als Kühe und die fangen dann natürlich an zu reden. Andere Geister und Teufel inkarnieren gleich als schnöde Schweine oder haarige Bullen. Die Zoten erreichen fast das Niveau von Fips Asmussen, sind aber immer hübsch quotiert. Und im nächsten Moment wird es dann unerträglich romantisch und gefühlig.

Es gibt Gifte und Gegengifte, Zeitreisen kommen zum Einsatz, Sci-Fi-Filme werden geplündert, ebenso wie Superhelden-Comics und Michael-Jackson-Videos, es gibt Liebe und Haß und die Lüge und den ewigen Kampf zwischen den Geschlechtern. Und vor allem starke Frauen. Es macht ihnen Spaß, Männer zu quälen und zu verarschen, aber immerhin sind sie nicht so verlogen wie ihre Opfer. Tatsächlich reagieren die Männer nur, werden rumgeschubst und ausgeknockt. Und selbst als der große Gute und der noch größere Böse am Ende im weiten Weltraum ihren Showdown austragen, verliert auch der Sieger schlußendlich das Wichtigste, nämlich die Frau, die er liebt. Thomas Winkler

„Dahua Xiyou – A Chinese Odyssey“, Hongkong 1995, engl. UT, 115 Min., Regie: Jeff Lau

Heute: 12.30 Uhr im Arsenal, 19.30 Uhr in der Akademie der Künste, morgen: 24 Uhr im Delphi