Es ist amtlich: Dasa grandios verflogen

Jahresbilanz 95 mit Rekordverlust und Rekordentlassungen  ■ Von Reiner Metzger

Berlin (taz) – Daimler und seine Luft- und Raumfahrttochter Dasa sind auf der Flucht nach vorn, und das immer schneller: Gestern stellte Manfred Bischoff, Vorstandschef der Daimler-Benz Aerospace, in München die Bilanz für 1995 vor. In schönster Orwell- Sprache wurde ein Verlust von 4,3 Milliarden Mark angekündigt unter der Überschrift „Die Dasa hat die Weichen zur Rückkehr in die Gewinnzone gestellt“. Weiter ins Minus kann es kaum noch gehen.

Ansonsten sprach Manfred Bischoff Klartext: Bis Ende 1998 werden bei der Dasa 18.000 Menschen weniger arbeiten als heute. Das soll die Verluste mindern. Zum Jahresende beschäftigte die Daimler-Tochter noch knapp 56.000, auch schon über 16.000 weniger als im Jahr zuvor. Unter dem Namen „Rettungsprogramm Dolores“ waren für die nächsten drei Jahre schon 5.200 Entlassungen im letzten Sommer angekündigt worden, durch sonstige „Anpassungsprogramme“, so die Dasa, weitere 3.000. Durch den Ausstieg bei Fokker verschwinden 7.600 aus der Beschäftigtenbilanz; 600 Arbeitsplätze gehen durch den drohenden Ausfall von Fokker-Aufträgen bei der Dasa verloren. Und weil auch noch andere Unternehmensteile verkauft würden, schrumpft die Lohnrolle um weitere 1.500 Einträge. Daimler-Chef Schrempp erhält durch die hohen Dasa-Verluste eindrucksvolle Unterstützung für seinen harten Sanierungskurs. Nur die angepeilten zwei Milliarden Plus bei der größten Konzerntochter Mercedes hellen die Gesamtbilanz etwas auf.

Unter dem Strich stehen 1995 trotzdem noch sechs Milliarden Mark Minus. Neben der Dasa kostet auch die Auflösung von AEG und dem Kleinflugzeugbauer Dornier Milliarden.

Daimler-Benz ist deswegen nicht pleite. Zwar sinkt nach drei Jahren mit effektivem Verlust die Eigenkapitalquote (Gewinnrücklagen geteilt durch Bilanzsumme) auf unter 20 Prozent, was ansonsten Börsianer aufhorchen läßt. Doch die Aktien steigen trotzdem wieder. Entscheidend ist die neue Glaubwürdigkeit durch Schrempp, meinen Marktbeobachter.

Doch die Verluste sind nicht nur einmalige Abschreibungen wie für Fokker und die AEG. Bei Airbus zeigt inzwischen Boeing wieder, wer die wirklichen Herren der Lüfte sind: Letztes Jahr brach bei der Dasa noch großer Jubel aus, weil der US-Jumbo-Bauer aus Seattle bei den Auftragseingängen überholt wurde. Gestern mußte Dasa-Boss Bischoff kleinlaut zugeben: Der Anteil der verkauften Airbusse an den Passagiermaschinen weltweit sank von 30 Prozent 1994 auf 16 Prozent 1995. Boeing mit 52 und McDonnel-Douglas mit 17 Prozent zogen vorbei.