■ Schnittstelle: Irrsinn beim Videofest
Johannes Rau ist baff. Da stellt ihm ein Wald- und Wieseninterviewer in einer Flughafenhalle die Joseph Beuys gewidmete Frage: „Haben Fische eine Seele?“ Zögerlich kommt ein „Ich glaube schon...“ Thema von „Posthum“, dem Video-Kurzfilm des Offenbachers Bubenzer, ist ebenfalls eine Frage: „Wie bedeutsam ist Joseph Beuys' Arbeit heute“. Doch der in Kunstdingen ermittelnde Filmemacher nervt nicht nur FlughafenbesucherInnen, sondern geht auch auf die Suche nach den Mitteln des Künstlers Beuys. Ob dieser nun ein heimlicher DDR-Künstler war, wird an einem Beweisstück erörtert: einer Rama-Margarine- Dose zu 0,99 Ostmark. Was vordergründig wie Halligalli erscheint, widmet sich eigentlich der künstlerisch noblen „Medienhinterfragung“. Stefan Raab und andere versteckte Kameramänner lassen grüßen.
„Posthum“ läuft in der achtteiligen Reihe „Irrsinn-Alltag- Kunst“ im Hauptprogramm des Videofests. Während hier der Schwerpunkt auf irrationaler Kunstbetrachtung liegt, fragt Steven Matheson in „Stanley“, dem Kurzportrait eines Werkzeugsammlers, beim wievielten Schraubenzieher die Sammelei anfängt, alltägliche Schrulligkeit zu übersteigen. Mittels dokumentarischer Verweise etwa auf Waffenarsenale werden Stanleys Verrichtungen als machtbezogene Rituale erkennbar.
Weitere Beiträge sind das Video „The sand collectors“ von Neven Korda und Zemira Alajbegovic aus Ljubljana, das im Treibsand der Erinnerung dem Lebensweg einer fiktiven Künstlerin nachgeht und „Butchers Hook“ von Simon Pummel, wo sich – poetisch! – die Objekte eines Tierpräperators gegen den Meister erheben. Gudrun Holz
Videofest im Podewil, Hauptprogramm 2, morgen, 20.30; Wh. am 19. 2., 16 Uhr
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