Autonomer Einkaufsbummel angekündigt

■ Friedrichstraße: Ein Flugblatt kündigt Chaos-Tage zur Eröffnung der „Galeries Lafayette“ am 29. Februar an. Die Polizei nimmt den Aufruf ernst

Einen Einkaufsbummel besonderer Art kündigen Unbekannte in einem Flugblatt zur Eröffnung der „Galeries Lafayette“ in der Friedrichstraße am 29. Februar an. Unter der Überschrift „Chaos-Tage in Berlin“ versammelt das zumindest chaotisch layoutete Flugblatt Zeitungsausschnitte mit Polizeibildern, einem Foto der „Galeries“ und Parolen wie „da tickt eine Zeitbombe“. Der eigentliche Text der Kollage ist kurz: „Am 29. Februar eröffnen die Galeries Lafayette. Doch die Friedrichstraße ist bis auf weiteres ein schwieriges Pflaster.“

Polizeipressesprecher Detlev Kaiser bestätigte gestern, daß ihm das Flugblatt vorliegt. Entsprechende Ermittlungen seien aufgenommen und Vorkehrungen für den 28. und 29. Februar würden getroffen. Welche, wollte er nicht sagen. „Da steht ein Datum drauf, die Rede ist von Chaos und Sicherheit – wir werden das in unsere Lagebeurteilung für die Eröffnung miteinbeziehen“, deutete er lediglich an.

Dem Flugblatt selbst sind keine detaillierten Strategiepläne zu entnehmen. Ob mit dem Din-A-4- Blatt zum Boykott der Eröffnung aufgerufen werden soll oder es sich um die Vorbereitung einer Scherbendemonstration handelt, wird nicht deutlich. VertreterInnen der schon geöffneten Läden in der Friedrichstraße kündigten aber trotzdem vorsorglich an, Sicherheitsmaßnahmen zu prüfen.

Die lang verschobene Eröffnung des französischen Einkaufszentrums in der Friedrichstraße zwischen Jäger- und Taubenstraße soll den Auftakt für die Belebung der Ostberliner Stadtmitte geben. Bislang verirrten sich in die langgestreckte Baustelle zwischen Leipziger Straße und Unter den Linden nur wenige Berlin-Besucher, was die Ladenbetreiber wie Daimler- Benz und den Juwelier Christ schon des öfteren zu Klageliedern mit vielen Strophen veranlaßt hat.

Ab dem 29. Februar sollte sich das Bild der Straße ändern. In Vorfreude auf Berlin-Touristen und Beamte der Bundesregierung sowie Angestellte von Daimler und Sony am Potsdamer Platz rechneten sich die Unternehmen eine gehobene Flanierkultur in der historischen Mitte aus. Die Eröffnung, die am Vorabend, dem 28. Februar mit einer Gala begangen wird, wird jetzt möglicherweise unter erhöhten Sicherheitskontrollen stattfinden. Die zur Gala geladenen Gäste – nach Angaben des Deutschland- Geschäftsführers von Lafayette, Claude Fabre, sollen unter den rund 2.000 Gästen auch viele Prominente sein – müssen möglicherweise mit Personenkontrollen rechnen. Schließlich haben die Galeries-Gegner angekündigt, ebenfalls mit „Schlips und Kragen“ zu erscheinen. Barbara Junge