Der Graus mit der Laus

■ Vor Kopfläusen ist niemand sicher – wie man die lästigen Gäste allerdings am besten wieder los wird, darüber streiten die Gelehrten Von Ina Werner

Sie wuseln mal wieder. Ernähren und besonders vermehren sich mit wachsender Begeisterung – bevorzugt auf Kinderköpfen. Herbst und Winter, das sind die Hochzeiten für Kopfläuse, weiß Dr. Andreas Schoof, Schularzt im Bezirksamt Eimsbüttel. Nicht weil die winzigen Insekten die Kälte besonders lieben. Doch Mützen und Schals, die in Kindergärten und Schulen nebeneinander gehängt und ausgetauscht werden, laden zur Übertragung geradezu ein. Auch wenn Läuse weder hüpfen noch springen können, gelangen sie sogar beim Spielen durch Berührung auf den nächsten Kinderkopf. Nicht umsonst verbietet das Bundesseuchengesetz nach Paragraph 45 befallenen Kindern, Gemeinschaftseinrichtungen zu besuchen.

Die Problematik der Kopfläuse ist nach wie vor aktuell, ein Rückgang des Befalls nicht zu beobachten, sagt Andreas Schoof. Der Haken an der Sache ist, daß die lästigen Gäste zwar behandelbar sind, es aber oft zu neuem Befall kommt, vor allem wenn nicht gründlich genug vorgegangen wird und nur eine Laus oder Nisse überlebt. Zudem ist Verlausung etwas, was jedeR bekommen kann – auch auf einem hygienisch einwandfrei gepflegten Kopf können sich Läuse wohlfühlen.

Was also tun, wenn es auf der Kopfhaut juckt? Die Hamburger Verbraucher-Zentrale empfiehlt die alten Hausmittel: Neben der radikalen Methode des Haareabschneidens, was wohl nur ganz kleine Kinder klaglos über sich ergehen lassen, kommen Wassergemische mit Haushaltsessig oder Rapsemulsion in Betracht. Auch Hitze vertreibt die Schmarotzer, z.B. ein Besuch in der Sauna. Eine weitere Methode ist das Abtöten der Läuse mit einer Schwebehaube. Bei Temperaturen von 55 bis 60 Grad sterben Nissen und Läuse nach etwa einer halben Stunde. Hals und Nacken sind dabei jedoch unbedingt mit einem Handtuch abzudecken. Allerdings müssen alle Behandlungen mehrmals und immer in Kombination mit einem Nissenkamm angewendet werden.

Von den kommerziellen Bekämpfungsmitteln rät Dirk Petersen von der Verbraucher-Zentrale ab. Bei den möglichen Nebenwirkungen, die von Kopfschmerzen über Bewußtseinsstörungen bis hin zu Haarausfall reichen, sei die Behandlung mit diesen Mitteln fahrlässig. Üblicherweise wird Goldgeist Forte empfohlen. Es enthält Pyrethrum, ein natürliches Pestizid. In der Hamburger Gesundheitsbehörde ist man da optimistischer. Dr. Udo Sellenschlo hält eine ein- oder zweimalige Goldgeist-Anwendung für unbedenklich. Nach neuesten Erkenntnissen sollen die schädlichen Stoffe, die durch Kratzwunden sehr leicht in den Körper eindringen können, nach 48 Stunden bereits abgebaut sein. Seiner Meinung nach ist eine mehrmalige Anwendung auch gar nicht notwendig, wenn das Medikament ordnungsgemäß eingesetzt wurde.

Ob Goldgeist oder Haushaltsessig – unerläßlich ist die Entlausung der Umgebung. Das betrifft nicht nur Freunde und Geschwister der Betroffenen, sondern auch Bettwäsche, Stofftiere, die Kopfstützen im Auto und vor allem die Kleidung. Ein Waschgang, der länger als zehn Minuten 60 Grad Celsius erreicht, wird benötigt, um die widerspenstigen Insekten zu verjagen – Lüften allein genügt nicht.