„Die Fans nehmen nicht alles hin“

■ St. Paulis Fan-Beauftragter Sven Brux im Interview mit der taz über die heftige Kritik an Trainer Uli Maslo

Mit seiner Kritik an Trainer Uli Maslo sorgte das Fanzine Der Übersteiger in der vorigen Woche für Schlagzeilen, St. Paulis Präsident Heinz Weisener ging am Freitag in der taz auf vorsichtige Distanz zum Coach. Was der Fan-Beauftragte und Übersteiger-Redakteur Sven Brux dazu meint, erklärte er gestern in folgendem Interview.

taz:Wie haben die Fans die Kritik des Übersteiger auf der Fahrt nach Lautern aufgenommen?

Sven Brux: Also, das ist jetzt ein Interview mit mir als Fan-Beauftragter, nicht als Übersteiger-Redakteur, oder?

Sowohl als auch.

Als Übersteiger-Redakteur sage ich dazu nichts. Als Fan-Beauftragter kann ich sagen, was ich mitbekomme. Es wurde deutlich, daß es keine Mehrheit für den Rausschmiß Maslos gibt. Es war teilweise auch traurig zu hören, er sei unantastbar, weil er uns den sportlichen Erfolg gebracht hat.

Hat er ja auch.

Sportlich ist an Maslo wohl auch nicht so viel auszusetzen. Aber er hat auf junge Spieler wenig Rücksicht genommen, statt dessen lieber fertige Spieler verpflichtet.

Bleibt die persönliche Kritik. Was bisher an die Öffentlichkeit gelangt ist, kann man nicht gerade als „menschenunwürdiges Verhalten“ Maslos bezeichnen.

Um die Vokabel geht es uns nicht. Aber nach der berechtigten Kritik Wählings haben Mannschaft und Trainer erklärt, die Vorwürfe seien nur persönliche Stimmungsmache. Das entsprach nicht mehr unseren Vorstellungen von Zusammenarbeit in einem Verein.

Habt Ihr vor der Veröffentlichung mit dem Verein gesprochen?

Wir haben ein Fax an Christian Hinzpeter (Vize-Präsident und Geschäftsführer, Red.) geschickt, bevor es an die Zeitungen ging. Aber Rücksprache muß der Übersteiger mit niemandem halten.

Staunt man da nicht über die freundliche Reaktion des Vereins?

Es ist schon bemerkenswert. Andere Vereine hätten gesagt, das ist eine kleine Minderheit oder mit Strafen reagiert.

Kam Euer Vorstoß Teilen des Vereins nicht auch gelegen?

Das kann ich mir sehr gut vorstellen. In der Presse läßt sich ja auch zwischen den Zeilen lesen, daß Maslo nicht hundertprozentig gestärkt wird.

Hat der Verein in der Zwischenzeit reagiert?

Heinz Weisener hat nach der Veröffentlichung angerufen. In dieser Woche kommt es zu einem Gespräch zwischen Fan-Laden und Präsidium über die Stimmung in der Fan-Szene.

Die ist gespalten in der Frage nach Professionalisierung des gemütlichen Stadtteilvereins...

Das ist das Hauptproblem. Maslo hat sehr stark forciert, daß sich die Mannschaft von den Fans entfernt. Andererseits wissen die Fans auch, daß der Verein nicht mehr so laufen kann wie 1988. Das ist eine Gratwanderung – die Fans sind nicht bereit, alles hinzunehmen.

Wo liegen die Grenzen?

Wenn erste Liga bedeutet, daß wir Spieler aus dem Ausland oder aus der ganzen Republik zusammenkaufen statt hier ansässige Spieler zu integrieren, ist das ein Verlust an Identifikation. Weil ich eben von einem Schwaben nicht erwarten kann, daß er etwas mit der Tradition des Vereins zu tun hat.

Hat Maslo schon ein Gespräch mit den Fans vereinbart?

Bisher noch nicht. In Kaiserslautern stieg er fünf Meter von einem Übersteiger-Verkäufer aus seinem Auto. Er guckte eine Zeitlang zu ihm rüber und ging dann weg.

Fragen: Folke Havekost / Martin Nishant