Zähneknirschende Christdemokraten-Befriedung

■ CDU-Parteitag: Ruhe nach dem Sturm / Wie Ole von Beust Voscherau besiegen will

CDU-Rathaus-Chef Ole von Beust hatte vor dem Unions-Parteitag am Samstag im CCH ein Machtwort gesprochen: Eine schmierenkomödiante Personaldebatte könne man sich nicht leisten, wenn der Wahlkampf für die Bürgerschaft im nächsten Jahr kein Desaster werden solle. Die Streithähne, der neue Altonaer CDU-Chef Eckhard van Hooven, sein Intimfeind Winand von Petersdorff und CDU-Landesparteichef Dirk Fischer höchstselbst, sollten sich gefälligst wieder einkriegen.

In einer unschönen Personalschlammschlacht hatten van Hooven und von Petersdorff um die Führung in Altona gerungen. Landeschef Fischer soll mit Karriere-Versprechen und Druckmitteln versucht haben, von Petersdorff zu pushen. Vergeblich. Der seniorige Ex-Banker van Hooven (70) setzte sich in einer Kampfabstimmung durch und kündigte an, den Landesvorstand ordentlich aufzumischen.

Am Samstag trat van Hooven doch nicht als Landeschef-Kandidat an. „Wir haben uns zusammengerauft, um die Alleinherrschaft der SPD oder Rot-Grün zu verhindern“, erklärte er das Strammstehen der Parteisoldaten. Deshalb, zähneknirschte van Hooven, würde er seine Stimme Dirk Fischer geben. Nach tagelangen Diskussionen hatte man sich nämlich geeinigt, daß exakt 20 Beisitzerkandidaten für 20 Beisitzerposten ausreichten. Van Hooven erhielt dabei das viertschlechteste Ergebnis. Der Vorstand – ohne Gegenkandidaturen – wurde bestätigt. Der alte und neue Landeschef Fischer versprach, „erster Diener der Partei“ zu sein und viele „Hausbesuche“ zu machen.

CDU-Fraktions-Chef Ole von Beust – einer der vier Stellvertreter im Landesvorstand – stieg auf der Beliebtheitsskala ganz nach oben: Er bekam mit 197 von 203 Stimmen den stärksten Rückhalt seiner Partei. „Geschlossenheit“ habe man am Samstag demonstriert, so der christdemokratische Hoffnungs-träger, keinesfalls „Friedhofsruhe“. Mit dem „Ausgleich, der für beide Seiten gesichtswahrend ist“, sei der „Dampf“ jetzt raus, so von Beust gestern zur taz. Und damit die Partei fit für die Stimmenjagd.

Erst mit dem nächsten Parteitag im Herbst, wenn die Kandidaten für die Bürgerschaft gewählt werden, „geht's richtig los“. Von Beust erwarte „mindestens ein Drittel neue Kandidaten“. Die Wahlkampfschwerpunkte sieht er schon klar vor sich: „Arbeitsplätze“ mit „neuen Technologien“ schaffen, „die Wirtschaft zum sozialen Engagement“ und die Bevölkerung zum „Zusammenhalten in schlechten Zeiten“ bewegen.

Er schielt dabei ein wenig nach Frankfurt, wo es der CDUlerin Petra Roth gelungen ist, Bürgermeisterin eines rot-grünen Stadtparlaments zu werden. Daraus lernt der ehrgeizige von Beust: „Die Menschen wollen keinen Parteisoldaten, sondern einen Spitzenkandidaten, der seine Meinung vertritt und auch mal bei der eigenen Partei aneckt.“ Sicherheit und Ordnung sei hingegen kein Hauptthema, erteilt von Beust den Law-and-Order-Fanatikern seiner Partei eine Absage: „Wir dürfen uns nicht verzetteln.“ Silke Mertins