Das Ei des Präsidenten

■ Symbolischer Spatenstich für das Bundespräsidialamt. Der geplante Einzug 1998 wird der erste einer Bundesbehörde sein

Seinen Spitznamen hat das neue Bundespräsidialamt in Berlin schon weg, bevor es gebaut ist. „Neben der ,Goldelse‘ wird sich das ‘Präsidenten-Ei‘ gut machen“, zeigte sich Bundespräsident Roman Herzog gestern erfreut. Der ovale Bau entsteht 200 Meter vom Schloß Bellevue entfernt im Tiergarten. Das Schloß – Amts- und Wohnsitz des Bundespräsidenten – ist für die Verwaltung zu klein.

Herzog bekräftigte gestern bei dem symbolischen ersten Spatenstich seine Erwartung, daß das Bundespräsidalamt als erste Bundesbehörde in der zweiten Jahreshälfte 1998 komplett von Bonn nach Berlin umziehen könne. „Allerdings möchte ich nicht so weit gehen, zum vorgemerkten Übergabetermin, dem 22. Juli 1998, einzuladen“, schränkte er ein.

Den vieldiskutierten Entwurf lieferten die Architekten Martin Gruber und Helmut Kleine-Kraneburg (Frankfurt/M.). Sie waren 1994 als Sieger aus einem EU-weiten Wettbewerb hervorgegangen. Ihr Vorschlag, den Herzog nach einer Überarbeitungsphase Anfang 1995 endgültig akzeptierte, sieht ein vierstöckiges Gebäude mit einem elliptischen Außenring vor, in den ein Riegelgebäude gestellt ist. Der Lichthof zwischen den beiden Bauteilen soll mit Glas überdacht werden.

Rund 120 Büros sowie fünf Besucher-, Besprechungs- und Informationsräume werden in dem 83 Meter langen, 41 Meter breiten und 15 Meter hohen Gebäude entstehen. Die Gesamtbaukosten sind auf 90 Millionen Mark veranschlagt.

Noch nicht entschieden ist die Farbe der Natursteinverkleidung. Im Park ist bereits ein Fassadenteil aus schwarzem Marmor zu begutachten, wie es sich die Architekten vorstellen. Es wirkt auf manchen Betrachter abweisend und düster. Auch der Bundespräsident neigt mehr zu einer hellen Fassade, heißt es im Präsidialamt.

Für das Projekt mußten zahlreiche Bäume im Tiergarten weichen, was auf Protest von Bürgern und Naturschützern stieß. Für Ausgleichsmaßnahmen zahlt der Bund rund 3,5 Millionen Mark. Auch die Befürchtung vieler Berliner, sie könnten nicht mehr die Spreewege benutzen, die am Schloß vorbeiführen, wird vom Präsidialamt zerstreut. „Wir wollen uns hier nicht einmauern“, sagte ein Sprecher. Margret Scholtyssek, dpa