■ Mit der ostdeutschen Konjunktur auf du und du
: Naßkühler Mai

Berlin (dpa) – Das Geschäftsklima in der ostdeutschen Wirtschaft hat sich in diesem Frühjahr abermals deutlich verschlechtert. Umsatz und Produktionserwartungen zeigten per saldo das schlechteste Ergebnis seit Frühjahr 1993, sagte der Geschäftsführer des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Rolf Kroker, am Donnerstag in Berlin. Das geht aus der IW-Frühjahrsumfrage unter knapp 500 Unternehmen in den neuen Ländern hervor. Die Ertragserwartungen seien erheblich gesunken. Mittelfristig habe die ostdeutsche Wirtschaft allerdings weiterhin gute Entwicklungschancen.

Besonders in der Bauwirtschaft und den von ihr abhängigen Branchen, die bislang Stützen des Aufschwungs Ost waren, habe sich die Stimmung deutlich verschlechtert. Einziger Hoffnungsschimmer bleibe der Export. Die Exporterwartungen der ostdeutschen Firmen in dem insgesamt verschlechterten konjunkturellen Umfeld seien recht robust geblieben. Der „Exportauftritt“ verbessere sich immerhin allmählich.

Die Konjunkturschwäche in den neuen Ländern werde vermutlich vorerst weitergehen, so daß für eine Verbesserung der Beschäftigung wenig Hoffnung bleibe. Der Anteil der Unternehmen, die die Beschäftigung weiter abbauen wollten, sei seit Herbst 1995 von rund 40 Prozent auf 64 Prozent gestiegen. Gleichzeitig sei die Zahl der Unternehmen mit positiven Beschäftigungsplänen von 20 auf elf Prozent zurückgegangen. Bei den Beschäftigungszahlen dürfte allerdings die schlechte Wirtschaftslage einiger Großunternehmen in der Elektroindustrie, der Chemie und der Energieversorgung eine Rolle spielen.

Das Branchenbild sei uneinheitlich, beobachtet das IW. Vergleichsweise zuversichtlich zeigten sich immer noch die Unternehmen im Investitionsgüter- und Dienstleistungssektor, während die Stimmung in der Bauwirtschaft und im Grundstoff- und Produktionsgütergewerbe tief im Keller sei. Der Verbrauchsgütersektor sei derzeit noch die optimistischste Branche.

Die schlechteste Stimmung herrsche in Berlin, was mit den eingetrübten Perspektiven der Bauwirtschaft zusammenhängen dürfte. Berliner Betriebe rechneten zu fast 70 Prozent mit fallenden Erlösen.