Todesschütze war ein Waffennarr

■ Trauermarsch für erschossenen Polizisten. Staatsanwaltschaft erließ gestern Haftbefehl gegen den Täter

Mit einem Trauermarsch haben gestern knapp 2.000 Polizisten in Marzahn ihres tags zuvor erschossenen Kollegen gedacht. Sie legten gemeinsam mit Polizeipräsident Hagen Saberschinsky einen Kranz und Hunderte rote Rosen an der Stelle nieder, wo ein Autofahrer am Mittwoch nachmittag auf drei unbewaffnete Zivilfahnder gefeuert hatte. Die zwei überlebenden Beamten sind nach Angaben der Justiz mittlerweile außer Lebensgefahr.

Die Staatsanwaltschaft beantragte gegen den vorbestraften 41jährigen Haftbefehl wegen Mordes und versuchten Mordes in zwei Fällen. Sein Motiv für die tödlichen Schüsse liegt bislang völlig im dunkeln. Der Täter wurde am Donnerstag nachmittag dem Haftrichter vorgeführt.

Justizsprecher Reiff berichtigte Angaben der Polizei vom Vortag, wonach der Mann nach den Schüssen auf die Zivilfahnder Selbstmord begehen wollte und sich mit einem Kopfschuß schwer verletzt habe. Die Verletzung am Kopf sei lediglich eine Platzwunde gewesen, die er sich wahrscheinlich bei der Festnahme zugezogen habe, berichtete Reiff.

Der 41jährige Mann aus Hohenschönhausen hatte am Vortag bei einer Alkoholkontrolle einen Polizisten getötet und zwei weitere schwer verletzt. Sollte sich herausstellen, daß der Mann mehr als drei Promille Alkohol im Blut hatte, könne man ihn allerdings nur wegen Vollrausches anklagen, so Reiff. Die Höchststrafe dafür liegt bei fünf Jahren.

Der 41jährige D. gilt nach Aussagen von Bekannten als Einzelgänger und Alkoholiker. Wegen Trunkenheit im Straßenverkehr und verbotenen Waffenbesitzes ist er bereits mehrfach vorbestraft. Weil er neben Autos auch mit Waffen gedealt haben soll, liegt seit dem 3.Mai eine fertige Anklage wegen Verstoßes gegen das Waffen- und gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz gegen ihn vor. Der Schlangenlinien fahrende Wartburg mit Helmut D. am Steuer war am Mittwoch nachmittag drei Polizisten in Marzahn aufgefallen. Die drei angehenden Kommissare kamen von einem Lehrgang in der Fachhochschule für Verwaltung. Weil außer Dienst, waren sie unbewaffnet und in Zivil.

Sie überholten den betrunkenen Fahrer in der Rhinstraße und drängten ihn an den Straßenrand. Während einer der Beamten in einer Telefonzelle nach Verstärkung rief, wollten sich die beiden anderen den Betrunkenen vornehmen. Doch Helmut D. drehte sofort durch. Er zog eine Knarre, angeblich eine umgebaute Gaspistole, und ballerte los. Ein 34jähriger Polizeihauptmeister wurde mit einem Herzschuß getötet. Sein 33jähriger Kollege erlitt einen lebensgefährlichen Bauchschuß. Der dritte Polizist, ein 31jähriger, wurde durch einen weiteren Schuß schwer verletzt. Die Funkwagen der Polizei fahren seit Mittwoch mit Trauerflor. usche/adn