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■ Gastkommentar zum TransrapidEin Eigentor Berlins

Der Senat wird nicht müde zu betonen, der Bau des Transrapid ginge nicht zu Lasten Berlins. Das ist reine Traumtänzerei. Denn die Magnetbahn soll in Spandau auf jeden Fall einen Haltepunkt südlich des Rad-Schiene-Bahnhofs in gleicher Höhe bekommen. Die Trasse verläuft parallel zur Bahn und quert die Klosterstraße und Havel in Bahnebene. Dazu muß das Telekomgebäude bis zu dieser Höhe abgetragen werden. Durch die Lage des Transrapid- Bahnhofs wird eine spätere Erweiterung der Bahnanlagen unmöglich. Dabei gilt der Bahnhof Spandau heute schon als Engpaß, weil über diesen alle Züge nach Hamburg und Hannover fahren.

Auch die S-Bahn-Verbindung zwischen Spandau und Falkensee fiel der Transrapid-Planung zum Opfer. Ursprünglich sollte nämlich das Planfeststellungsverfahren für Fern- und S-Bahn gleichzeitig durchgeführt werden, weil dadurch auch Kosten hätten eingespart werden können. Da die S-Bahn-Trasse wegen des Transrapids aber als „planungsbefangen“ gilt, wurde darauf verzichtet. Nur wegen des Transrapids fährt heute keine S-Bahn von Westkreuz über Spandau nach Falkensee. Und nur wegen des Transrapids wurde die Fernbahn Hamburg–Berlin über Büchen nicht für 200 km/h, sondern nur für 160 km/h ausgebaut. Die innerstädtische Anbindung des Transrapid-Bahnhofs geht voll zu Lasten Berlins. Die Anbindung von Bus und Bahn, die Parkhäuser und auch die Straßenführung zum Bahnhof müssen aus dem Landeshaushalt bezahlt werden. Die Brandenburger haben ebenfalls nur Nachteile, denn der Transrapid durchquert das Land ohne Halt und sorgt auch dafür, daß in Wittenberge die Bahn-Arbeitsplätze vernichtet werden.

Da der Transrapid nur zu 60 Prozent aus dem Verkehrshaushalt und zu 40 Prozent aus anderen Haushalten – zum Beispiel dem für Soziales – finanziert wird, müssen nicht nur Berlin und Brandenburg, sondern alle Bundesländer und insbesondere die sozial Schwächsten für dieses überflüssige Prestigeobjekt bezahlen. Die Alternative eines ICE über Stendal und Uelzen nach Hamburg kostet weniger als ein Zehntel und ist schneller realisierbar. Trotzdem wird sie von Bonn, Berlin und Potsdam verworfen. Michael Cramer/MdA

Siehe Bericht Seite 7

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