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AMBROS WAIBEL ÜBER BLICKE EIN PAAR GEDANKEN ÜBER DIE TAUFE, DIE ERSTKOMMUNION, DIE FIRMUNG UND DIE EHE. UND SODie Oma und das Jesukind

DIE FÜNFTAGEVORSCHAU | KOLUMNE@TAZ.DE

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Billige Gnade“ wolle man nicht verschenken, sagt Stefan Förner, Pressesprecher des Erzbistums Berlin mit nettem fränkischen Schmelz in der Stimme. Ich hatte ihn angerufen, weil ich mir – warum, weiß ich gerade gar nicht mehr so genau – Gedanken über die Taufe, die Erstkommunion, die Firmung und die Ehe gemacht hatte. Genauer gesagt darüber, inwiefern diese Feste eigentlich zu reinen Lifestyle-Accessoires eines selbstbewussten Neobürgertums geworden sind, das sich von den religiös indifferenten Proleten abgrenzen und sich zur Befriedigung dieses Bedürfnisses nicht mit der Lektüre der ins Kraut schießenden Glauben-&-(zwinker)Zweifel-Seiten abspeisen lassen will.

Und wie bei der Franziskus-Kirche vielleicht nicht anders zu erwarten: Es ist eine Menge möglich bei den Katholiken. Wenn etwa zwei ausgetretene Eltern ihr Kind erstkommunieren wollen, dann sagt der Pfarrer nicht zwingend „Vade retro me, Satana.“ („Geh weg von mir, Satan!“, Markus 8,33). Er sagt das zum Beispiel dann nicht, wenn eine katholische, oft west- oder süddeutsche Großmutter im Spiel ist, die einfach nicht akzeptieren mag, dass der Enkel im eh schon brandgefährlichen Berlin auch noch gottlos aufwächst. Noch besser ist natürlich, wenn die Großmutter gleich mit in die Hauptstadt gezogen ist und die beiden Fulltimer-Eltern bei der Kinderbetreuung entlastet, am allerbesten gleich ersetzt, also letztlich die wesentliche Bezugsperson des kleinen Heidenkindes ist.

Bei der Ehe ist die Sache schwieriger. Wer kein Mitglied einer christlichen Kirche ist, kann auch nicht das Sakrament der Ehe empfangen – das leuchtet ein; und ist für viele natürlich doch schade, weil der barocke Humpftata – und die Schpiritualität, klar – so eine Hochzeit schon ganz schön aufbrezeln würden. Deswegen sind die Kirchen ja auch bei sogenannten Hochzeitsmessen mit Ständen vertreten, wo sie anbieten, „was man nicht kaufen kann“.

„Möglich wäre“, erfahre ich von Stefan Förner, „dass ein Pfarrer die Ringe der Brautleute segnet, dann aber ganz klar nicht im Rahmen einer Hochzeitsfeier“. Was mir insofern einleuchtet, als ja auch Häuser, Brücken und Vieh gesegnet werden.

Zurück zum Kind: Dass die Oma dem Kindlein möglicherweise kein Fahrrad beziehungsweise den Eltern keine Eigentumswohnung bezahlt, wenn der Enkel nicht katholisch gemacht wird, spielt für die modernen Katholiken keine Rolle. Man sei „nicht die Glaubenspolizei“, sagt Förner.

Ich bin damit einverstanden. Wer katholisch erzogen wurde, hat gelernt, dass man nicht alles wissen muss und erst recht und vor allem nicht alles sagen soll, was man so weiß.

Und jetzt weiß ich auch wieder, wie ich auf das Themas kam: Bis über die Alpen schwappte die Aufregung über die Verbindungen der katholischen Kirche zur Mafia, anlässlich einer Prozession in einem kalabrischen Dorf, bei der die herumgetragene Madonna dem örtlichen Mafiaboss die Ehre erweisen musste. Dass Leute einer Gemeinschaft angehören wollen, deren Werte sie nicht teilen, das gibt es eben nicht nur südlich von Rom. Sondern auch in Prenzlauer Berg.

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