Sensationell: SPD einigte sich ohne Streit

Foyer heißt eine noch von SPD-Bausenator Nagel initiierte Zeitschrift, die quartalsweise über das Baugeschehen in der Hauptstadt berichtet. Nun zeichnen sein Amtsnachfolger Klemann (CDU) und die rechte Hälfte der Großen Koalition dafür verantwortlich. Vielleicht deshalb enthält ein ansonsten sehr wohlwollender Artikel in der jüngsten Ausgabe auch die Information, daß nicht näher bezeichnete Kritiker die neue SPD-Zentrale schon als „Käseeck“ oder „plattgetretene polygone Pralinenschachtel“ bezeichnen – wobei man die Herkunft der letzteren Schmähformel zumindest eingrenzen kann: Eine Pralinenschachtel als „polygon“ zu bezeichnen, und das auch noch witzig zu finden, kann nur einem Stadtplaner einfallen.

Wie auch immer: Die allseits beliebte „Berliner Schnauze“, die im architektonischen Bereich schon für so umwerfend lustige Wortschöpfungen wie „Telespargel“ (Fernsehturm) oder „schwangere Auster“ (Kongreßhalle) gut war, hat auch hier bereits zugeschlagen und den Namen „Tortenstück“ ersonnen. Das verbreitet zumindest die SPD. Sehr originell, was haben wir gelacht. Es könnte sich dabei jedoch um eine gezielte Falschmeldung handeln, die Schlimmeres verhüten soll: In Anlehnung an die bei der Illustration von Wahlergebnissen weit verbreitete „Tortengrafik“ hat ein unbekannter Spötter nämlich eine Verbindung zwischen den politischen Erfolgen der Bauherrin und dem Grundriß des Gebäudes gezogen und den Namen „15-Prozent-Haus“ ersonnen. Gar nicht nett. Offiziell aber wird das Haus heute vom SPD-Vorsitzenden Oskar Lafontaine auf den Namen seines politischen Großvaters getauft. Eine naheliegende Wahl, schließlich war der wohl bedeutendste Nachkriegspolitiker seiner Partei von 1957 bis 1966 Regierender Bürgermeister der einstigen Frontstadt Berlin. Vor allem aber setzte sich der Friedensnobelpreisträger sofort nach dem Fall der Mauer vehement dafür ein, daß nicht nur die Bundesregierung, sondern auch seine Genossen schnellstmöglich in die alte Hauptstadt übersiedeln.

Als der SPD-Ehrenvorsitzende am 8. Oktober 1992 starb, hatte man über einen Namen für das künftige Hauptquartier indes noch gar nicht nachgedacht. Doch daß der Parteipatriarch posthum geehrt werden und Namensgeber für das neue SPD-Haus sein sollte, so heißt es beim Parteivorstand, „war seitdem immer klar“ – und somit eines der wenigen Themen, über die sich die Sozis in letzter Zeit nicht in die Haare gekriegt haben. josie/Foto:bildTeam Berlin