Im Ruhrpott wird für eine Lehrstelle gekickt

■ Drei Bundesligaclubs starten eine Initiative für mehr Ausbildungsplätze

Essen (taz) – Das erste Lob des Präsidenten des Landesarbeitsamtes, Karl Pröbsting, galt drei Fußballern aus Dortmund, Bochum und Essen. Daß sie „trotz der Belastungen kurz vor dem Bundesligabeginn“ gekommen seien, sei außerordentlich. Das war gewiß kein Einstieg nach Maß, denn mit dem Spielstart am Wochenende haben weder Frank Heinemann, langjähriger Profi beim VfL-Bochum und inzwischen Sportinvalide, noch der schwerverletzte Dortmunder Steffen etwas zu tun. So wichtig, daß sie kostbare Vorbereitungszeit opferten, ist den Bundesligavereinen die Sache, für die Karl Pröbsting sie an einen Tisch geholt hat, nun auch wieder nicht.

Aber immerhin: VfL Bochum, Borussia Dortmund, Schalke 04 und Zweitligist Rot-Weiß-Essen machen mit bei der vom Landesarbeitsamt initiierten Aktion „Nicht mauern, ausbilden und gewinnen“. Kurz vor Toresschluß soll noch einmal an die Unternehmer der Region appelliert werden, Ausbildungsplätze zur Verfügung zu stellen. Allein im Revier suchen noch 10.718 Jugendliche eine Lehrstelle. An eine Ausbildungsförderung mit eigenen Mitteln denken die Präsidenten der Vereine nicht; sie wollen „die Popularität des Fußballs in den Dienst dieser guten Sache stellen“, so Dortmunds Präsident Gerd Niebaum. So will Borussia Dortmund seine gut 300 Sponsoren direkt ansprechen und um zusätzliche Ausbildungsanstrengungen bitten.

In ihren eigenen Geschäftsstellen ist davon bisher indes nichts zu spüren. Bochums Präsident Werner Altegoer – „wir bemühen uns, unsere Fixkosten möglichst gering zu halten“ –, mußte ebenso wie seine Kollegen die ausbildungsfreie Zone im Haus einräumen. Schalke-Manager Rudi Assauer weiß noch nicht einmal, „ob wir überhaupt ausbilden dürfen“. Angesichts der trostlosen Zahlen kam bei Steffen Freund, früherer Auswahlspieler in der DDR, die Erinnerung an alte Zeiten auf. „In disem Punkt“ so Steffen, „war die DDR besser.“ Walter Jakobs