Berliner Bewag im Komplettangebot

■ Drei Milliarden Verkaufserlös sollen Landeskasse entlasten

Berlin (taz) – Berlin soll seine gesamte Beteiligung am mehrheitlich landeseigenen Energieversorger Bewag verkaufen. Das schlägt Finanzsenatorin Annette Fugmann-Heesing (SPD) der großen Koalition vor, die am kommenden Wochenende über den Landeshaushalt 1997 berät.

Zur Zeit besitzt das Land noch 50,8 Prozent der Bewag-Aktien. Für die Hälfte dieses Anteils sucht die Finanzsenatorin schon seit längerem nach Käufern. Jetzt will sie das gesamte Paket losschlagen, weil im Landeshaushalt für 1997 ein Loch von rund 6,4 Milliarden Mark klafft. Der Verkauf des Berliner Strommonopolisten könnte knapp drei Milliarden Mark einbringen. Fugmann-Heesing spekuliert auf den sogenannten „Paketzuschlag“: Übernehme ein anderer Energieversorger auf einen Schlag alle Bewag-Aktien, falle der Kaufpreis um einen „dreistelligen Millionenbetrag“ höher aus als beim Verkauf in Portionen.

Bisher haben sich 27 Energieunternehmen aus der ganzen Welt um das 25-Prozent-Paket beworben. Darunter sind auch die Konzerne RWE, Veba und Viag, die bereits heute einen Großteil des deutschen Energiemarktes beherrschen. Die Bündnisgrünen kritisieren, daß das Land seinen Einfluß auf die Energiepolitik der Bewag aus der Hand gebe.

Als Bedingung für den Verkauf nannte Finanzsenatorin Fugmann- Heesing, daß der Firmensitz der Bewag in Berlin bleibe. Außerdem solle das Unternehmen auch in Zukunft Energie in eigenen Kraftwerken erzeugen und nicht zum bloßen Verteilbetrieb degradiert werden. Hannes Koch