„Keine weltfremde Position“

VORTRAG Robert Misik will den Kapitalismus nicht abschaffen, sondern verbessern

■ 45, lebt als Journalist und Autor in Wien und schreibt für Falter, Profil und die taz.

taz: Herr Misik, zuletzt erschien von Ihnen „Anleitung zur Weltverbesserung. Das machen wir doch mit links“ (Berlin 2010, Aufbau Verlag). Haben Sie auch eine Kurzanleitung?

Robert Misik: Es sollte mehr demokratische Partizipation, auch bei Budgeterstellungen geben. Durch Steuern würde ich die Ungleichheit zurücknehmen. Durch eine vernünftige Regulierung des Finanzsektors die Wirtschaft stabiler und die Gesellschaft lebenswerter machen.

... Sozialstaatliche Ideen. Was ist daran links?

Gleichheit. Die Anklage gegen ungerechtfertigte Privilegien ist der Kern der Linken.

Sie schreiben, die Wirtschaft solle für die Menschen da sein. Hat das noch etwas mit Marx zu tun?

Zwischen dem Kapitalismus den Marx analysiert hat und dem der 60er und 70er Jahre besteht ein Unterschied. Die Geschichte hat uns gelehrt, dass man den Kapitalismus zähmen und bändigen kann und ein beträchtlicher Teil der Menschen am Wohlstand teilhaben kann.

Also keine Kapitalismuskritik?

Man sollte nur nicht eine weltfremde Position einnehmen. Das heißt nicht, dass es für Kritik keine Berechtigung gäbe. Die ist ja auch Analyse und muss nicht alles schlecht machen. Es wird mir bestimmt vorgeworfen, ich wolle den Kapitalismus nicht abschaffen, sondern besser machen.

Was entgegnen Sie dem?

Dass es stimmt. Int.: JPB