Franzl wird 70

■ Helmut Fischer, ewiger Stenz mit gottergebenem Blick, hat Geburtstag

Der Jubilar ist ein großer, ein stattlicher Mann, aber offenbar hat er was ausgefressen: Stets schaut er ein wenig von unten herauf, gottergeben, die Augen hat er zusammengekniffen, die Brauen dazu permament diagonal hinabgezogen. Ein Malheur ist ihm passiert, und jetzt will er sich entschuldigen. Helmut Fischer, heute 70 Jahre alt, buhlt um Verzeihung für eine Lausbuberei, die doch gar nicht so gemeint war. Will eine Dummheit ungeschehen machen. Kann seiner Frau eigentlich gar nicht in die Augen sehen wegen dieser kleinen Affäre, bei der sie ihn ertappt hat – tut es aber doch immer wieder. Und das mit durchschlagendem Erfolg in aller Öffentlichkeit. Denn niemand will ihm, kann ihm böse sein. Alle wollen nur sehen, wie er sich vom einen Mißgeschick zur nächsten Ausrede windet.

Oder ist diese Interpretation dieses ganz speziellen Fischerschen Blicks etwa eine schreckliche Fehlinterpretation? Hadert der Schauspieler mit seinem Schicksal? Kann deswegen gar nicht mehr anders, als linkisch lächelnd vor der Kamera stehen? Seit Jahren nämlich darf Helmut Fischer nur noch einen Charakter verkörpern. Er ist der charmante Dackel vom Dienst des deutschen Fernsehens.

Lebenslänglich auf eine Rolle festgelegt zu sein, das könnte schon an die Nerven gehen. Leonard „Spock“ Nimoy ist dabei ein bißchen wunderlich geworden. Die „Männer“-Männer Ochsenknecht und Lauterbach haben das lustige Wortspiel um ihren ersten Filmerfolg noch immer nicht ganz abschütteln können. Und, um sich wieder Helmut Fischer anzunähern: Als der immer weniger originelle journalistische Kniff, Ruth- Maria Kubitschek in jeder Presseerwähnung das Kosewort „Spatzl“ beizustellen, einige Zeit nach ihrer Rolle als Fischer-Frau wieder aus der Mode kam, wird sie heilfroh gewesen sein.

Fischer jedoch blieb und bleibt in Ewigkeit, was er wohl schon war, bevor ihm die Autoren Dietl und Süskind 1983 zu seiner eigentlichen Identität verholfen haben, zu seiner Rolle, und jetzt muß es raus: „Monaco Franze – Der ewige Stenz“ hieß die Vorabendserie. Monaco! Franze! Monaco Franze! Stenz! MONACO! Eine hervorragende Fernsehproduktion, ein riesiger Erfolg bei den Zuschauern, doch Fischers Schicksal war besiegelt, seine schauspielerische Existenz auf die drei Schlagworte jenes Titels beschränkt. Der Monaco-Fischer indes will es nicht anders. Wahrscheinlich ist er einfach so, wie er spielt, und hat Freude daran, so zu spielen, wie er ist.

Mit dieser Ehrlichkeit hat sich Helmut Fischer einen permanenten Platz im Fernsehprogramm verdient. Seit dem Monaco-Erfolg peterundpault der „Franze“ über den Bildschirm, gibt mal den „Piano-Schorsch“ und mal den „zärtlichen Chaoten“. Das ZDF hat ihm zum Geburtstag sogar zwei „Schöne G'schichten“ auf den Jubilarenleib schreiben lassen. Der Presseankündigung ist zu entnehmen, daß es ein schöner Schmarrn wird: Fischer betrügt in beiden Episoden seine jeweilige Frau und verdreht allen anderen Frauen den Kopf. Aber das macht nichts, Monaco. Wir verzeihen dir gerne. Stefan Kuzmany

Die ARD zeigt heute um 20.15 Uhr die Komödie „Drei in fremden Betten“ mit Fischer, Heidelinde Weiß und Fritz Wepper