■ Triathlon
: Triathlon-Verband will Stars Hawaii verbieten

Baden-Baden (taz) – Ein paar Tage erst ist es her, daß Deutschlands Eisenmänner Post bekommen haben. Hochoffiziell, mit dem Siegel der Deutschen Triathlon- Union (DTU), wurde den Dreikämpfern ein Vertragswerk zugestellt, das zu unterschreiben sich manch einer der Top-Triathleten allerdings verkneifen wird. Um Olympia im Jahr 2000 geht es in dem Schriftstück und darum, wie die DTU im australischen Sydney am besten zum Medaillenhamster werden kann. „Wenn wir dort erfolgreich sein wollen“, sagt DTU- Präsident Martin Engelhardt, „müssen wir unser Olympia-Konzept mit Athleten umsetzen, die unseren wissenschaftlich gestützten Weg konsequent mitgehen.“

Wie er und Bundestrainer Steffen Große sich das vorstellen, lassen sie die Triathleten im Vertrag wissen: Der Verband finanziert Training und Wettkampfreisen sowie sportwissenschaftliche und -medizinische Betreuung, die Athleten verpflichten sich zur Teilnahme an den von der DTU vorgeschriebenen Wettkämpfen, deren Höhepunkte WM und EM sein sollen. Das Mitwirken am Ironman auf Hawaii, dem Topereignis jedes Triathlonjahres, ist 1997 nicht vorgesehen, weil laut DTU unvereinbar mit der WM-Vorbereitung. Mehr noch: Es führt zum Ausschluß aus dem Olympiateam. Die Beweggründe für solch striktes Handeln werden am Verlauf der gerade abgelaufenen Saison deutlich: Über die Langstrecke, vor allem in Roth und Hawaii, waren die Deutschen top, bei der Kurzstrecken-WM in Cleveland eher flop. Doch gute WM- und EM-Resultate braucht der Verband, weil nur die Bundesfördermittel sichern.

Für die Toptriathleten Lothar Leder, Rainer Müller-Hörner und vor allem Thomas Hellriegel hingegen stehen die medienträchtigen Langdistanzen im Vordergrund, schon deshalb, weil die Triathlonprofis ihre Sponsoren befriedigen müssen. „Als Amateur kann ich nicht leben“, sagt Thomas Hellriegel; und als Profi kann er den Vertrag der DTU nicht akzeptieren. Am Wochenende wollen Athleten, Funktionäre und Trainer in Kienbaum dieses Problem erneut diskutieren.Frank Ketterer