Nato-Chef Solana: US-Truppen bleiben in Bosnien

■ Die USA wollen rund 7.500 Soldaten für Ifor-Nachfolgetruppe stellen. In Paris fordert eine internationale Konferenz die Umsetzung des Dayton-Abkommens

Washington/Paris/Sarajevo (AFP/dpa) – Die USA haben sich nach Angaben von Nato-Generalsekretär Javier Solana bereiterklärt, länger als ursprünglich geplant in Bosnien bleiben. Die Vereinigten Staaten seien bereit, sich an der geplanten Nachfolgemission für die Ifor-Friedenstruppe zu beteiligen, sagte er gestern in Washington. Er sei zuversichtlich, daß dazu auch US-Bodentruppen gehören würden. Eine formale Entscheidung erwarte er für Ende der Woche. Innerhalb der Nato bestehe Konsens, daß eine Nachfolgemission für Ifor notwendig sei, die den Frieden in Bosnien aufrechterhalten und beim Wiederaufbau helfen könnte. Die Ifor- Mission endet am 20. Dezember. Ursprünglich wollten die USA sich dann aus Bosnien zurückziehen.

Ifor-2 werde 20.000 bis 30.000 Soldaten umfassen, sagte Solana, der am Mittwoch abend mit Vizepräsident Al Gore zusammengetroffen war. Die USA würden rund 7.500 Soldaten beisteuern. Zur Zeit sind 20.000 US-Soldaten in Bosnien stationiert, fast die Hälfte der 47.800 Mann starken Truppe.

Diese hat gestern nach dem Feuergefecht zwischen Muslimen und der serbischen Polizei in Nordostbosnien auf beiden Seiten Waffen beschlagnahmt und eine Sicherheitszone eingerichtet. Im Militärlager der an dem Feuergefecht beteiligten 254. Brigade der bosnischen Armee in Celić seien am Morgen mehrere hundert Maschinenpistolen sowie Munition abtransportiert worden, teilte Ifor- Sprecher Bratt Boudreau gestern in Sarajevo mit. Die Kaserne werde geschlossen. Außerdem hätten Soldaten die Station der bosnisch-serbischen Polizei im nahegelegenen Koraj nach Waffen durchsucht. Alle Waffen sollen zerstört werden.

Unterdessen sind gestern gestern in Paris die früheren Kriegsparteien in Bosnien bei einer internationalen Konferenz aufgefordert worden, das vor einem Jahr geschlossene Friedensabkommen von Dayton auch vollständig umzusetzen. An der Außenministerkonferenz nahm erstmals auch das kollektive bosnische Staatspräsidium teil. Die Konferenz vereinbarte einen Rahmenplan, mit dem der noch brüchige Frieden in den nächsten beiden Jahren gesichert werden soll. Dabei geht es insbesondere um die Bildung der gemeinsamen bosnischen Regierung, den zivilen Wiederaufbau und die Rückkehr von 2,4 Millionen Flüchtlingen. In dem Rahmenplan wird die kollektive bosnische Führung aufgefordert, den vereinbarten Höchstgrenzen für Waffenbesitz Geltung zu verschaffen und eine „sichere Umgebung“ zu garantieren, die den Flüchtlingen die Rückkehr in ihre Heimat ermöglicht.