Grabert-Verlag darf ausstellen

■ Querelen bei den Stuttgarter Buchwochen: Rechtslastiger Verlag soll, darf aber nicht von der Schau ausgegrenzt werden

Stuttgart (taz) – Der Verleger Wigbert Grabert darf bei den Stuttgarter Buchwochen sein Verlagsprogramm präsentieren. Weil der schwäbische Publizist noch im Frühjahr wegen „Volksverhetzung und Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener“ von einem Tübinger Gericht zu einer Geldstrafe von 30.000 Mark verurteilt worden war, protestieren jedoch die IG Medien und der Schriftstellerverband VS gegen seine Teilnahme an der zweitgrößten Literaturschau der Bundesrepublik.

Grabert verlegt rechtsradikale Bücher, Platten und Videos, beispielsweise auch den Titel „Grundlagen zur Zeitgeschichte“, in dem vom „angeblichen NS-Verbrechen“ und „vermeintlichen Völkermord“ im Dritten Reich die Rede ist. Gegen das Urteil hat der Beschuldigte Berufung eingelegt.

Trotzdem rufen der VS und die IG Medien zum Boykott der Stuttgarter Buchwochen auf und fordern, den rechtslastigen Verleger von der Schau – die vorgestern begann und bis zum 5. Dezember dauert – zu suspendieren.

Doch das wäre schwierig: Alle Mitglieder im Verband der Verlage und Buchhandlungen Baden- Württembergs genießen das Recht, sich auf dieser Messe zu präsentieren. Grabert schwor deshalb: „Ich werde mich mit allen rechtlichen Mitteln gegen diese Maßnahme zur Wehr setzen.“

Unterstützung bekommt er von seinem Verlagsverband: Der argumentiert, daß durch den Einspruch gegen das Urteil weiterhin die Unschuldsvermutung gelten müsse. Der Autor und Anwalt Fred Breinersdorfer vom VS hält dem entgegen, daß eine „abstrakte Gefährdungslage“ zum Handeln zwinge. Auf der Gegenveranstaltung zur offiziellen Eröffnungsfeier der Buchwochen vorgestern im Stuttgarter Gewerkschaftshaus forderte er den Rücktritt von Volker Schwarz, dem Vorsitzenden des Verlagsverbandes: „Das Verhalten von Schwarz ist nicht mehr nur blamabel, sondern skandalös.“

Damit spielt er nicht nur auf den laschen Umgang mit Grabert innerhalb des Verbandes, sondern auch in der Öffentlichkeit an. Schwarz noch unmittelbar vor Eröffnung der Veranstaltung: „Es handelt sich doch dabei um eine Marginalie.“ Und weiter: „Ich bin gegen jede Zensur.“

Auf der Frankfurter Buchmesse ist Grabert schon seit Jahren nicht mehr dabei. Dort reichte der öffentliche Druck, ihm keinen Platz zu gewähren. Arne Braun