Die Grundidee: Keine Schweinepension

In Eidelstedt entsteht ein Haus mit Apartments für obdachlose Frauen  ■ Von Heike Haarhoff

„Das hier“, der prüfende Blick des Helmuth Schmidtke vom Arbeitskreis Wohnraumversorgung wandert über die Rohbau-Fassade, „das wird keine Schweinepension, das wird richtig gut“. Gestern war Richtfest, bereits im kommenden Frühjahr soll das Projekt „Frauenwohnen“ im Stadtteil Eidelstedt bezugsfertig sein. 30 Frauen, die von Obdachlosigkeit bedroht sind oder ihre Wohnung bereits verloren haben, werden dann in den Ein-Zimmer-Apartments mit Gemeinschaftsküchen und -garten leben.

Ein paar Wochen oder ein paar Monate, eben solange, bis sie wieder eine eigene Wohnung gefunden haben, in jedem Fall aber vorübergehend. „Frauen, die aus dem Knast kommen oder zuvor völlig falsch in Heimen oder Pensionen untergebracht waren, sollen hier ganz einfach die Möglichkeit haben, ihre Lebensverhältnisse zu stabilisieren“, erklärt Tobias Behrens, Geschäftsführer des alternativen Bauträgers Stattbau, die „Grundidee“ der Planung.

Haus-Eigentümerin ist die Wohnungsbaugenossenschaft Schanze e.G.; finanziert wird das Projekt „Frauenwohnen“ mit Mitteln des sozialen Wohnungsbaus von der städtischen Wohnungsbaukreditanstalt (85 Prozent) sowie der Sozialbehörde (15 Prozent). Letztere hat künftig auch das Belegungsrecht für die Zimmer, „aber“, betont Behrens, „es besteht Konsens darüber, daß hier nicht „noch so eine sozialtherapeutisch betreute Wohnform entsteht“.

In der Vergangenheit hatten obdachlose Frauen, die auf Wohn-Schiffen, in Heimen oder anderen städtischen Not-Unterkünften leben, immer wieder den Übereifer der betreuungswütigen Sozialarbeiter beklagt. In Eidelstedt wird es zwar auch Sprechstunden und Beratung geben; ob die Frauen das Angebot nutzen, entscheiden sie jedoch selbst.

Mindestens 1200 Menschen, hatte die Sozialbehörde in diesem Frühjahr in der bundesweit ersten geschlechtsspezifischen Statistik obdachloser Menschen gezählt, leben in der Hansestadt auf der Straße; rund 5000 weitere in Hotels, Pensionen und Obdachlosen-Unterkünften der staatlichen und freien Träger. Die Dunkelziffer wird weitaus höher geschätzt. „Sollte der Bedarf an Wohnungen für Obdachlose dennoch eines Tages sinken oder wir mehr familiengerechte Wohnungen benötigen“, sagt Stattbau-Geschäftsführer Behrens, „ist auch das kein Problem“. Denn die Grundrisse des zweigeschossigen Neubaus in Eidelstedt wurden flexibel gestaltet; die 30 Zimmer könnten „ganz leicht“ in acht „normale“ Wohnungen umgewandelt werden: „Da muß man dann nur ein paar Wände rausreißen.“